Hamburgs B-Elf konnte im Europa-League-Verfolgerduell in Israel nicht überzeugen - heute (13 Uhr) wird in Nyon die nächste Runde ausgelost.

Tel Aviv. In jedem Team gibt es Profis, die ein Trainer niemals freiwillig auf die Ersatzbank setzen würde, wenn er eine Partie unbedingt gewinnen möchte. Beim HSV gehören dieser erlesenen Kategorie unter anderem Frank Rost, David Jarolim, Jerome Boateng, Eljero Elia und Dennis Aogo an.

Gestern Abend beim abschließenden Europa-League-Spiel bei Hapoel Tel Aviv suchte man diese fünf Namen vergeblich in der Startformation, womit Bruno Labbadia ein klares Signal gab, welches Spiel in dieser Woche Priorität hat: Das abschließende Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Werder Bremen. Dabei hatte er noch am Mittwoch sein Ziel formuliert, die Gruppenphase auf Platz eins abzuschließen. Schwere Gegner drohten dem HSV aber sowohl als Erster oder Zweiter.

Die Art und Weise, wie der HSV die Partie 0:1 verlor und somit als Gruppenzweiter in die K.o.-Runde einzog, dürfte aber auch dem HSV-Trainer nicht gefallen haben. Schließlich stand mit Spielern wie Petric, Trochowski oder Mathijsen auch in den ersten 45 Minuten noch genug Qualität auf dem Platz und Labbadida hatte wohl kaum die Direktive ausgegeben, so passiv zu agieren. Nicht nur einige der Besten fehlten im Bloomfield-Stadion, sondern vor allem in der ersten Halbzeit auch Wille, Energie und Leidenschaft, ein Fußballspiel, für das man insgesamt 6000 Kilometer zurücklegt, erfolgreich zu gestalten. Da sich Mickael Tavares als Totalausfall im Mittelfeld entpuppte, konnten sich die Isrealis immer wieder durch das Zentrum nach vorne durchsetzen. Wer sich eine kompakte, sich harmonisch verschiebene Einheit wünscht, musste die HSV-Elf in der ersten Hälfte als Anti-Beispiel dafür nehmen.

Begriffe wie "Höllen"-Stimmung oder Hexenkessel verboten sich natürlich angesichts der Nähe der vielen heiligen Orte des Juden- und Christentums, aber die Atmosphäre im Bloomfield-Stadion war Europacup-würdig. Man verstand, warum an gleicher Stelle Celtic Glasgow (1:2) und Rapid Wien (1:5) als Verlierer vom Platz gegangen waren.

Angetrieben von den enthusiastisch und gesangsstark mitgehenden Zuschauern ging der Tabellenzweite der israelischen Liga, nach sechs Siegen in Folge mit reichlich Selbstvertrauen ausgestattet, nach 23 Minuten verdient in Führung. Nach einem lang geschlagenen Ball aus dem Mittelfeld überließen Marcell Jansen und Wolfgang Hesl jeweils dem anderen die Verantwortung. So konnte Samuel Yeboah aus acht Metern einschieben.

Wer aber nun damit gerechnet hatte, dass der HSV trotz der ungemütlichen Bedingungen (Regenschauer, Wind) einen Gang zulegt, der wurde enttäuscht. Marcus Berg vergab nach Querpass von Mladen Petric aus 16 Metern die einzige klare Torchance in 45 Minuten (29.).

Bruno Labbadia reagierte in der Pause. Einerseits erlöste der Coach den völlig neben der Spur laufenden Tavares und nahm auch Trochowski vom Platz - um ihn für Bremen zu schonen oder für sein blasses Spiel zu bestrafen, wird man am Sonntag sehen. Torun und Elia kamen. Zweitens muss er in der Kabine klare Worte für die Minusleistung der Hamburger gefunden haben, denn nach Wiederanpfiff war endlich mehr Spannung und Dynamik im HSV-Spiel erkennbar sowie ein ernsthaftes offensives Bemühen, wobei die Hereinnahme von Elia und Torun erfrischend wirkte. "Uns war klar, dass wir in der Pause etwas ändern mussten. Wir waren im Mittelfeld einfach zu weit weg von den Gegenspielern", kritisierte Labbadia, der lediglich lobte, dass es nach dem Wechsel besser wurde.

Ärgern musste sich der Coach, der am Spielfeldrand mehrfach versuchte, sein Team anzustacheln, allerdings immer noch. Jetzt war es die fehlende Konsequenz vor dem Hapoel-Tor. Fahrlässig, wie Elia aus kurzer Distanz nicht in der Lage war, den Ball zu versenken (59.). Allerdings hätte sich der HSV auch nicht beklagen dürften, hätte Shechter frei stehend nicht neben das Tor geköpft, sondern für das 2:0 gesorgt (67.).

Ansonsten blieb es ein Spiel auf ein Tor - ohne Tor für den HSV. Nun droht ein Wiedersehen mit Juventus Turin (siehe unten) - dann gerne mit Toren.

Hapoel : Enyeama - Ben Davan, da Silva, Badir, Kende - Natcho, Menteshashvili - Zehavi (81. Mare), Vermouth - Shechter, Yeboah (68. Lala).

HSV: Hesl - Demel, Rozehnal, Mathijsen, Jansen - Tavares (46. Elia), Rincon -Trochowski (46. Torun), Tesche - Berg, Petric.

Tore: 1:0 Yeboah (23.). Schiedsrichter : Nikolaev Alexei (Russland). Zuschauer : 14 000. Gelb: Rozehnal, Jansen, Rincon.

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