Der Regionalliga-Etat von mindestens 500.000 Euro wäre für den Serienmeister der Oberliga Hamburg auch nach dem Pokalerfolg nicht zu verantworten.

Hamburg. Nach dem 1:0-Coup in Runde eins des DFB-Pokals gegen Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen steht Hamburgs Oberligameister SC Victoria plötzlich im Rampenlicht. "Es gab eine unglaubliche Resonanz. Sogar auf der Straße wurde ich beglückwünscht", freut sich Trainer Bert Ehm.

Der bislang an den finanziellen Rahmenbedingungen gescheiterte Aufstieg in die Regionalliga Nord ist jedoch trotz des unerwarteten Erfolgs noch lange nicht möglich, sagt Manager Ronald Lotz: "Dieser Sieg bringt uns keinen Zentimeter näher an die Regionalliga." Nach Abzug aller Kosten blieben dem Verein, vorbehaltlich eines Kassensturzes, etwa 100.000 Euro Einnahmen aus dem Spiel gegen RWO. Brutto kämen in Runde zwei 35.000 Euro für die Bandenwerbung und 250.000 Euro garantiertes TV-Geld hinzu, zuzüglich der Zuschauereinnahmen. Selbst wenn sich die beiden letzten Posten durch ein fulminantes Los wie Bayern oder den HSV steigern ließen, will Lotz bei seinem Standpunkt bleiben.

+++ STEPHAN RAHN: VICTORIAS SIEGER +++

"Als wir 2007 im Pokal gegen Nürnberg spielten, teilte ich der Mannschaft mit, dass einiges von dem erspielten Geld ins Stadion gesteckt wird. Es gab einige ungläubige Reaktionen. Heute sagen mir die Jungs, dass das genau richtig war. Nachhaltige strukturelle Verbesserungen müssen der Weg für uns sein." Ob Kopfballpendel oder Mannschaftsbus, ob qualifizierte Jugendtrainer oder eine Stiftung, die sehr hohe Überschüsse aus dem Pokal verwalten soll - Lotz sieht überall Verbesserungsbedarf; auch, weil ein Aufstieg aus seiner Sicht sinnlos wäre.

"Eine halbe Million Euro Etat wäre die untere Grenze. Wir werden uns nicht von Emotionen leiten lassen, das Geld zum Fenster rauswerfen und hochverschuldet wieder absteigen", erläutert der 43-Jährige. Stattdessen setzt er auf den DFB-Bundestag im Oktober und plädiert erneut für seine Idee, die Regionalligen abzuschaffen. "Dann wäre es möglich, den Drittligisten etwa 750.000 Euro aus den Fernsehgeldern zukommen zu lassen, und ein Aufstieg würde Sinn machen."

Im Falle eines Aufstiegs würde sich die Mannschaft jedoch erheblich verändern. Kapitän Jasmin Bajramovic, einer von vielen älteren Spielern: "Ich bin 30 Jahre alt und würde nicht in die Regionalliga mitgehen. Das wäre mit meinem Lehrerberuf nicht zu vereinbaren. Der Aufwand wäre zu groß."