Hamburg . Juristen der Deutsche Eishockey-Liga prüfen Protest wegen falschen Videobeweises. Stürmer Dupuis spricht über angeblichen Handpass.

Für Stéphane Richer war es eine kurze Nacht. Gegen vier Uhr am Montagmorgen kam der Sportchef der Hamburg Freezers mit dem Team wieder in der Hansestadt an. An Schlaf war auf der achtstündigen Busfahrt nach der 4:5-Pleite beim ERC Ingolstadt kaum zu denken, zu sehr wühlte den 49-Jährigen das nicht gegebene Tor zum vermeintlichen 5:5 auf. „Wenn man glaubt, alles erlebt zu haben, passiert so etwas. Die Regeln sind klar umrissen, die Schiedsrichter haben das Tor zuerst anerkannt“, sagte Richer.

Was war passiert? Thomas Oppenheimer erzielte unmittelbar vor der Schlusssirene den umjubelten Ausgleich. Doch das Schiedsrichterduo Sirko Hunnius und Markus Schütz verwehrte dem Treffer nach Ansicht der Videobilder die Anerkennung. Angeblich habe Freezers-Stürmer Phil Dupuis vor dem Tor einen verbotenen Handpass gespielt. „Mein Gegenspieler und ich sind zum Puck gesprungen, ich wurde dabei gestoßen. Es war auf keinen Fall ein Handpass von mir. So eine Entscheidung passt aber in unsere Saison“, sagte Dupuis. Zumal auf den TV-Bildern nicht eindeutig zu erkennen ist, ob Dupuis oder der Ingolstädter Verteidiger Benedikt Kohl zuletzt am Puck war. Laut den Regularien des Eishockey-Weltverbandes IIHF darf beim Videobeweis nicht überprüft werden, ob ein Handpass vorlag. Lediglich Vergehen wie Torraumabseits, Schlittschuhtor, hoher Stock oder die Tatsache, ob der Puck hinter der Linie war oder nicht, dürfen bewertet werden. Völlig unverständlich, warum das Schiedsrichtergespann diese Regelung eigenmächtig ausdehnte.

Hunnius leitet vorerst keine Spiele mehr

Deshalb formulierten die Hamburger unmittelbar nach Spielschluss einen Sonderbericht und legten am Montagmorgen via E-Mail Protest gegen die Spielwertung ein. „Wir bedauern, dass es zu diesem Vorfall gekommen ist, und prüfen den Sachverhalt inhaltlich und juristisch“ sagte DEL-Pressesprecher Matthias Schumann und bestätigte, dass Schiedsrichter Hunnius vorerst keine Spiele mehr in der DEL leiten wird. Der Unparteiische hatte zu Richer gesagt: „Ich werde Ärger und Probleme bekommen, aber ich gebe das Tor nicht, weil es einen Handpass gegeben hat.“

Während erst in den kommenden Tagen mit einem Urteil zum „Torklau“ zu rechnen ist, stellte Freezers-Trainer Serge Aubin seine für viele unverständliche Entscheidung, Cal Heeter und nicht Sébastien Caron, der am Freitag gegen Düsseldorf bis auf einen Fehler solide gehalten hatte, ins Tor zu stellen, klar. „Es war von vornherein der Plan, dass Caron nach seinem Bandscheibenvorfall nicht zwei Spiele an einem Wochenende machen soll“, sagte Aubin, der deutlich machte, dass er mit der Leistung Heeters, den er nach dem vierten Gegentor auswechselte, nicht zufrieden war. „Ich bin sicher, er würde das Spiel gerne noch einmal spielen. Er hatte nicht seinen besten Tag.“