Melbourne. Auf den Hamburger wartet im Grand-Slam-Viertelfinale am Dienstag sein Idol Roger Federer. Experten loben Zverevs offensiven Spielstil.

Melbourne feiert den "Serve-and-Volley"-Veteran mit dem "linken Zauberhändchen". Und auch Boris Becker traut Mischa Zverev nach dessen märchenhaftem Triumphzug bei den Australian Open noch einiges zu. "Jetzt ist hier alles möglich, für jeden. Das wissen auch alle, und das spürt man sehr deutlich", sagte der dreimalige Wimbledonsieger Becker.

Night-Session am Dienstag

Ausgerechnet in seinem ersten Grand-Slam-Viertelfinale trifft Mischa Zverev am Dienstag (9.00 Uhr/deutscher Zeit) auf sein Idol Roger Federer. Und das auf der großen Bühne der Rod-Laver-Arena in besonderer Atmosphären, vor 15.000 Zuschauern in der Night Session. Der Hamburger jedenfalls scheint schon jetzt Gänsehaut zu haben. "Das ist ein Traum. Roger ist mein Lieblingsspieler. Mit ihm bin ich im Tennis groß geworden, er war meine Inspiration", sagte der 29-jährige Zverev vor dem Duell mit dem Grand-Slam-Rekordsieger aus der Schweiz.

Doch der Hobby-Pilot mit russischen Wurzel, der im Achtelfinale den topgesetzten Andy Murray entzauberte, kann den Maestro äußerst selbstbewusst zum Schlagabtausch im Flutlicht von Melbourne herausfordern. "Wer Murray geschlagen hat, kann natürlich gegen jeden anderen Spieler auch gewinnen", meinte Becker, mahnte aber gleichzeitig: "Mischa darf trotzdem nicht so weit nach vorne denken, das macht einen nur unruhig."

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Keine Nervosität zu spüren

Von Unruhe ist beim Weltranglisten-50. vor seinem bislang größten Match aber nichts zu spüren. Trotz der 0:6, 0:6-Pleite gegen Federer 2013 im Viertelfinale von Halle/Westfalen. Der Favorit jedenfalls hat höchsten Respekt vor dem Spätzünder: "Es wird schwierig. Mischa reitet auf einer Erfolgswelle und fühlt sich wahrscheinlich gerade so gut wie noch niemals zuvor auf dem Tennisplatz", sagte Federer.

Am Montag trainierte der ältere der Zverev-Brüder konzentriert auf der Anlage am Yarra River und wirkte komplett locker. Sicherheit vermittelt ihm der Familien-Clan um Bruder Alexander Junior, Vater Alexander Senior und Mutter Irena. "Wenn ich sie in der Box lachen sehe, wird alles gut. Und sie lacht oft", sagte Mischa Zverev über die Tennis-Trainerin, die kurioserweise bei den Matches ihres jüngeren Sohnes Alexander (19), genannt Sascha, vor Aufregung nicht zuschauen kann.

Freundin mit dabei

Das Zverev-Team besteht in Melbourne aus acht Leuten - darunter auch Mischas Freundin. "Wir wohnen alle in demselben Hotel. Die Atmosphäre ist toll", berichtete Mischa, der seinem kleinen Bruder abends gerne beim Playstationspielen zusieht. Zu viele schlaue Ratschläge will er Sascha aber nicht geben. "Er muss im Leben seine eigenen Erfahrungen sammeln. Ich kann ihm nur ein Spektrum aufzeigen", sagte Mischa Zverev.

Boris Becker indes ist vor allen Dingen von der bodenständigen Art des Wahl-Monegassen beeindruckt. Nach dem Matchball gegen Murray blieb Mischa Zverev fast stoisch. "Ich fand es sehr schön, wie cool er am Ende geblieben ist, er ist nicht wild rumgehüpft oder hat sich auf den Boden geworfen und den Platz geküsst", meinte Becker und nannte das Verhalten "beispielhaft, mit großem Respekt vor dem Gegner. Das ist eine tolle Einstellung."

Lob von McEnroe

Die Medien lobten den Überraschungs-Viertelfinalisten, der nach vielen Verletzungen 2015 nur noch die Nummer 1067 der Weltrangliste war, besonders für seine offensive Spielweise. Der Stil des "Serve-and-Volley-Veteranen" wirke "wie ein Relikt aus der Vergangenheit", schrieb "The Australian". Auch Tennis-Legende John McEnroe war von dem Deutschen begeistert und er klärte Zverev zu seinem neuen Lieblingsspieler: "Das ist das Tennis, das ich sehen will. Intelligent, flexibel, mit Köpfchen." 118 Mal war Mischa Zverev gegen Murray ans Netz gestürmt - und machte dabei 65 Punkte. Auch ein Federer dürfte gewarnt sein.