Robert Lewandowski gab bei der Weltfußballer-Wahl seine Stimme Cristiano Ronaldo und nicht Teamkollege Manuel Neuer. Damit sorgte der Pole für Wirbel. Nun äußert sich Neuer - und bleibt ganz cool.

Doha. Erst das monatelange Theater vor seinem Wechsel von Dortmund nach München, jetzt der Wirbel um die Stimmabgabe bei der Wahl zum Weltfußballer: Robert Lewandowski wird mehr und mehr zum Meister des Verwirrspiels.

Nach der Irritation um Lewandowskis Stimme für Cristiano Ronaldo suchte Matthias Sammer noch einmal das Gespräch mit dem Bayern-Stürmer. Der Sportvorstand, Mediendirektor Markus Hörwick und der Bundesliga-Torschützenkönig unterhielten sich nach dem Mittwochstraining im sonnigen Doha noch eine ganze Weile fernab der Kameras an einer Werbebande, während Manuel Neuer gelassen Richtung Kabine schlenderte. Der Nationaltorhüter, bei der Kür des Weltbesten der Branche Dritter, störte sich keineswegs an Lewandowskis Stimmabgabe zugunsten von Gewinner Cristiano Ronaldo.

„Daran sieht man erstens, dass es keine Absprachen gibt hier untereinander, und zweitens sieht man auch, dass es eine faire Wahl ist – und dementsprechend ist alles in Ordnung“, erklärte der 28-Jährige. „Ich finde es auch total legitim, wenn ein Stürmer sich für einen anderen Stürmerkollegen ausspricht.“ DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger musste angesprochen auf das Votum von Polens Spielführer Lewandowski nach dem 4:1 im ersten Testspiel des Jahres sogar grinsen. „Ich war ganz zufrieden, weil er hat mich als Dritten nominiert und deswegen, das war ganz okay“, erklärte Schweinsteiger und fügte ernst an. „Jeder kann frei entscheiden, ich glaube nicht, dass es entscheidend war.“

War es auch nicht: Ronaldo hätte auch ohne Lewandowskis Stimme zum dritten Mal den goldenen Ball erhalten. Reals Superstar hatte bei der Abstimmung mit 37,66 Prozent klar vor Lionel Messi (15,76) und Neuer (15,72) gewonnen.

Umso mehr verwunderte der Pole mit seinen Aussagen. „Es war ein Fehler von mir, Ronaldo gewählt zu haben. Ich würde heute ganz klar Neuer wählen“, hatte Lewandowski am Dienstag zunächst reumütig geklungen, um am Abend via Twitter den Sachverhalt ganz anders zu bewerten. „Ich bin (mir) bewusst, für wen ich gestimmt habe und ich beabsichtige nicht, mich dafür zu entschuldigen!“, betonte Lewandowski fast schon trotzig. Entschuldigen musste er sich auch nicht – denn Neuer hatte „überhaupt kein Problem“. Völlig unaufgeregt kickten die beiden Teamkollegen zu Beginn der Einheit bei einer Spielform miteinander.

Neuer nahm nach einer Extra-Schicht am Vorabend zusammen mit Arjen Robben am Mittwochvormittag wieder am Teamtraining teil, das nach dem 4:1 im Testspiel am Vorabend weitestgehend regenerativ bestritten wurde. „Ich bin froh, wieder zurück zu sein, und wieder weiter zu arbeiten“, erklärte der Niederländer nach der „Ehre“ in Zürich. Er selbst freute sich, als Mitglied der FIFA-Weltelf ausgewählt worden zu sein. Und für seinen Keeper, mit dem er sich beim Torschusstraining ein sehenswertes Ballerduell lieferte, sei Rang drei kein Grund zur Enttäuschung. „Er kann stolz sein“, sagte der 30-Jährige. „Jeder hat persönlich seinen Wunschspieler gewählt, Ronaldo hat gewonnen und es auch verdient.“

Respekt für den Champions-League-Dauertorjäger hatte auch Sammer geäußert, wenngleich er wie alle Münchner natürlich gerne Neuer als ersten deutschen Weltfußballer seit Lothar Matthäus (1991) gesehen hätte. Am Mittwoch mochte der Sportvorstand anders als am Vortag beim Weg von der Trainingsanlage ins Teamhotel nicht mehr über die Causa sprechen. Nach dem Weltfußballer-Hype um Neuer als „Allergrößten“ (Sammer) soll das Thema in der fokussierten Vorbereitung auf die Rückrunde endgültig ad acta gelegt werden.

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