Deutscher Abend in Zürich: Joachim Löw ist Trainer des Jahres, Ralf Kellermann zum Frauen-Trainer des Jahres gewählt. Nadine Keßler ist Weltfußballerin des Jahres, einzig Manuel Neuer gewinnt nicht.

Zürich. Deutscher Abend in Zürich: Joachim Löw ist für den WM-Triumph mit der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien mit dem Titel Welttrainer des Jahres belohnt worden. Wolfsburg-Coach Ralf Kellermann wurde zum Frauen-Trainer des Jahres gewählt. Nadine Keßler, ebenfalls vom VfL Wolfsburg, ist Weltfußballerin des Jahres. Manuel Neuer ging als einziger Deutscher leer aus. Der Ausnahmetorwart verpasste es, als erster Torhüter zum Weltfußballer gekürt zu werden. Die Weltmeister Neuer, Philipp Lahm, Toni Kroos fanden Aufnahme in die Fifa-Weltauswahl, dazu kommt aus der Bundesliga Bayern-Angreifer Arjen Robben.

Löw setzte sich am Montagabend bei der Fifa-Gala in Zürich unter den drei Finalisten gegen die Vereinstrainer Carlo Ancelotti von Champions-League-Sieger Real Madrid und den Argentinier Diego Simeone von Atletico Madrid durch. Der 54 Jahre alte Bundestrainer sprach von einem „i-Tüpfelchen“ auf das Traumjahr 2014.

„Es ist für mich eine große Ehre, nach einem so erfolgreichen Jahr wie 2014 diesen Preis zu erhalten. Das ist das Sahnehäubchen auf dem WM-Pokal“, sagte Löw in seiner Dankesrede. Mit Blick auf seine Spieler fügte er hinzu. „Was wäre ein Trainer ohne eine großartige Mannschaft, die stets mitgezogen hat.“

Löw erhielt 36,23 Prozent der Stimmen. Die Nationaltrainer, die Kapitäne der Nationalteams und ausgewählte Journalisten hatten abgestimmt. Als Welttrainer trat er die Nachfolge des ehemaligen Bayern-Coaches Jupp Heynckes an, der 2013 nach dem Triple-Triumph der Münchner die Auszeichnung gewonnen hatte.Löw trat die Nachfolge von Jupp Heynckes an, der nach dem Triple-Gewinn 2013 mit dem FC Bayern als erster Deutscher als Welttrainer ausgezeichnet worden war. Die Fifa kürt den Coach des Jahres seit 2010. Löw ist nach dem Spanier Vicente del Bosque (2012) der zweite Nationalcoach, der die Wahl gewinnen konnte.

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Der Schwarzwälder hatte seine inzwischen achteinhalbjährige Amtszeit als Bundestrainer mit dem Finalsieg gegen Argentinien im vergangenen Sommer in Rio de Janeiro gekrönt. „Der Titel war für mich von großer Bedeutung“, erklärte Löw in Zürich.

Keßler: „Mein Herz schlägt bis zum Hals“


Für Nadine Keßler war es ebenfalls ein großer Abend. Die Spielführerin des VfL Wolfsburg setzte sich gegen die Amerikanerin Abby Wambach und die brasilianische Fünffach-Siegerin Marta durch. Keßler tritt damit die Nachfolge der deutschen Nationaltorhüterin Nadine Angerer an, die im Vorjahr die begehrte Auszeichnung gewann.

...und Weltfußballerin Nadine Kessler stand der Schreck des Unfalltodes ihres Vereinskameraden Junior Malanda noch ins Gesicht geschrieben
...und Weltfußballerin Nadine Kessler stand der Schreck des Unfalltodes ihres Vereinskameraden Junior Malanda noch ins Gesicht geschrieben © dpa

Für Keßler ist es die Krönung eines herausragenden Jahres 2014. Die 26-Jährige, die bereits im August zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt worden war, gewann mit dem VfL Wolfsburg wie im Vorjahr die Champions League und die deutsche Meisterschaft. Dazu holte sie mit der Nationalmannschaft den Sieg beim prestigeträchtigen Algarve Cup in Portugal. Beim 3:0 im Finale gegen Japan hatte sie auch den Führungstreffer erzielt.

„Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich hätte nie im Leben diesen Moment in Erwägung gezogen. Dieser Moment wird aber von der Tragödie um Junior Malanda überschattet. Wir sind zutiefst erschüttert“, sagte Keßler, die momentan wegen einer Knieverletzung noch pausieren muss, unter Hinweis auf den Unfalltod des Wolfsburger VfL-Profis. Bei der 14. Wahl zur Weltfußballerin stand damit zum fünften Mal eine deutsche Spielerin ganz oben. Neben Keßler und Angerer hatte Birgit Prinz zwischen 2003 und 2005 dreimal triumphiert.

Den Wolfsburger Preisträgern Ralf Kellermann (Frauenfußballtrainer des Jahres)...
Den Wolfsburger Preisträgern Ralf Kellermann (Frauenfußballtrainer des Jahres)... © dpa

Ihr Trainer im Verein, Ralf Kellermann, ist Frauen-Trainer des Jahres 2014. Der 46 Jahre alte Meistercoach setzte sich bei der Wahl gegen die U20-Trainerin Maren Meinert und den japanischen Nationalcoach Norio Sasaki durch. Im vergangenen Jahr hatte Bundestrainerin Silvia Neid die prestigeträchtige Auszeichnung gewonnen.

Neuer wird nur Dritter


Am Ende fehlte nur noch Manuel Neuer, um die deutsche Dominanz zu besiegeln. Doch der Weltmeister musste sich Cristiano Ronaldo geschlagen geben, der seinerseits zum dritten Mal nach 2008 und 2013 Weltfußballer des Jahres wurde und sich neben Neuer auch gegen den Argentinier Lionel Messi durchsetzte. Mit der Rekordzahl von 17 Toren hatte der 29-Jährige Real Madrid in der vergangenen Saison zum Gewinn der Champions League geschossen. Das überstrahlte bei den abstimmenden Nationaltrainern, Kapitänen und ausgewählten Journalisten rund um den Erdball den Titelgewinn Neuers bei der WM sowie dessen Paraden und spektakuläre Ausflüge als Libero, die während des Turniers in Brasilien weltweit bestaunt geworden waren. „Die Besten haben dort gewonnen, die Deutschen waren die Stärksten“, sagte selbst Ronaldo.

Ronaldo erhielt 37,66 Prozent der Stimmen, Messi 15,76 Prozent und Neuer 15,72 Prozent. Neuer verpasste es damit, als zweiter Deutscher nach Lothar Matthäus den Ballon d‘Or zu gewinnen. Matthäus hatte den Preis 1991 bekommen. Der argentinische Stürmerstar Lionel Messi vom FC Barcelona hatte die Wahl 2009, 2010, 2011 und 2012 für sich entschieden.

Manuel Neuer blieb nur der Trostpreis und Platz drei
Manuel Neuer blieb nur der Trostpreis und Platz drei © dpa

Stunden vor der Entscheidung hatte Neuer schon faire Worte der Wertschätzung für den siegreichen Konkurrenten gefunden: „Er hat ein Klassejahr hinter sich. Er war der Schlüssel für Real Madrid, dass sie die Champions League gewonnen haben.“ Im Halbfinale hatte auch Deutschlands Nummer 1 Cristiano Ronaldo und seine Real-Kollegen bei Bayerns K.o. nicht stoppen können. In Brasilien aber hatte es für Neuer gleich im Auftaktspiel eine erfolgreiche Revanche gegen Ronaldo und Portugal gegeben (4:0).

„Wir haben alle Verdienste“, sagte Ronaldo, der locker und gelöst in der Schweiz mit dem Wunsch aufwartete, einmal mit Neuer und Messi in einem Team zusammenspielen zu wollen. „Das wäre doch interessant“, meinte der Torjäger, der schon bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres Neuer auf Platz zwei verwiesen hatte.