Bundestrainer Werner Schuster berief den viermaligen Weltmeister zunächst nicht in das neunköpfige Aufgebot für die Vierschanzentournee.

Oberstdorf/Köln. Skisprung-Altmeister Martin Schmitt droht der totale Absturz: Bundestrainer Werner Schuster hat dem viermaligen Weltmeister das Gnadenbrot zumindest vorerst verweigert und den 34-Jährigen nicht in sein vorläufiges, neunköpfiges Aufgebot für die 61. Vierschanzentournee berufen. Um noch eines der letzten drei Tickets für die Heimspringen in Oberstdorf (30.12.) und Garmisch-Partenkirchen (1.1.) zu ergattern, muss sich Schmitt beim Continental-Cup in Engelberg (27./28. Dezember) empfehlen.

„Ich bin mit meiner Leistung beim letzten Lehrgang in Oberstdorf zufrieden und fühle mich gut für den kommenden Wettkampf in Engelberg vorbereitet. Natürlich ist es mein Ziel, mich auch dort mit guten Sprüngen für die Tournee anzubieten“, sagte Schmitt.

Der zweimalige Gesamtweltcupsieger ist zwar seit 1996 stets bei der Tournee vertreten, dennoch gerät Schmitt über den ausgebliebenen Vertrauensbeweis und das mögliche Ende einer Ära nicht in Verzweiflung. „Aufgrund der Absagen im Continental-Cup passt es mir gut, weiter Wettkampfpraxis zu sammeln“, sagte er.

Auch Schuster ist davon überzeugt, dass sein Schützling nicht in Selbstmitleid versinkt. „Martin nimmt den sportlichen Wettkampf an“, sagte der Österreicher. Die Ergebnisse sprechen allerdings gegen Schmitt. Denn selbst im zweitklassigen Continental-Cup taugte er zuletzt nicht als Vorflieger. Anfang Dezember platzierten sich in Almaty gleich sechs Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) vor dem Furtwangener, der als 31. den Einzug in den zweiten Durchgang verpasst hatte.

Trotz des Patzers hat zumindest Sven Hannawald, der 2001/02 als bisher einziger Skispringer alle vier Einzelspringen und als bislang letzter Deutscher die Tournee gewonnen hatte, den Glauben an Schmitt noch nicht verloren. „Ich finde es nicht fair, wenn Leute über Leistungen spekulieren und nur die puren Ergebnislisten kennen“, schrieb er in seinem Blog auf eurosport.yahoo.com: „Und wer weiß, vielleicht bekommt er ja auch ab Oberstdorf einen Lauf. Man soll schließlich niemals nie sagen.“

Falls Schuster Schmitt doch noch einen Tourneestart ermöglicht, droht dem 28-maligen Weltcupsieger ein kurzes Gastspiel. Denn anders als bei den Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen, wo Schmitt zu Jahresbeginn seinen bislang letzten Weltcupauftritt absolvierte, dürfen in Innsbruck (4.1.) und Bischofshofen (6.1.) nur sieben deutsche Adler an den Start gehen.

„Für ihn wird es schwer, das muss man so sagen“, sagte Jens Weißflog dem SID. „Vielleicht bringt ja die Tournee den notwendigen Aufschwung, die Erfahrung hat er jedenfalls. Vielleicht bricht ja einer der jungen Springer ein, und Martin reist doch noch zu den Wettkämpfen in Österreich mit“, sagte er.