Weltmeister und Olympia-Sieger Martin Schmitt will nochmal „oben” angreifen, ist derzeit aber weit von seinen früheren Leistungen entfernt.

Klingenthal. Martin Schmitt lächelt neben einem Zuschauer für ein Erinnerungsfoto, da fliegen hinter ihm die weltbesten Springer über die Großschanze im sächsischen Klingenthal. Der Olympiasieger von 2002 muss mal wieder zuschauen, als die Podestplätze vergeben werden.

Selbst im deutschen Team rutschte er ins zweite Glied ab. Seine Zukunft als aktiver Sportler ist ungewisser denn je, könnte sich aber am kommenden Wochenende entscheiden. Bundestrainer Werner Schuster kündigte ein klärendes Gespräch nach den deutschen Meisterschaften (5. bis 7. Oktober) an.

Es sieht nicht gut aus für den ehemaligen Vorflieger. „Seine Darbietung war nicht reif für den Weltcup. Dafür reicht die Leistung aktuell einfach nicht“, sagte Schuster nach dem Springen in Klingenthal am Mittwoch.

Der 43-Jährige betonte, dass er Schmitts Entwicklung genau im Auge habe. „Wir stehen in engem Kontakt. Mir gefällt, wie konzentriert er arbeitet. Er ist ein toller Sportler.“ Der Skisprung-Coach will die deutschen Meisterschaften am Wochenende abwarten, ehe er mit seinem ältesten Springer in die Analyse geht. „Wir werden entscheiden, wohin die Reise für Martin geht.“

Zuletzt führte sie Schmitt in die so genannte Nationale Gruppe. Neben hoffnungsvollen Talenten suchte er seine Form, qualifizierte sich beim letzten Sommer-Springen immerhin für das Finale und landete auf dem 20. Platz. Ein Teilerfolg. „Ich spüre, dass es in den letzten Wochen aufwärts geht. Noch fehlt aber die Konstanz.“

Doch Schmitt will kämpfen. Wer ihn in diesen Tagen beobachtet, erlebt einen erstaunlich ausgeglichenen Athleten. „Ich sehe es relativ entspannt. Entweder es klappt - oder eben nicht“, sagte er mit Blick auf große Weiten im Weltcup. Dann zögert er kurz, streicht mit der Hand über seine Ski, und ergänzt: „Wer mich kennt, der weiß, was ich für einen Ehrgeiz habe.“

Der Weltmeister von 1999 und 2001 will seine Karriere nicht einfach so auslaufen lassen. Er will noch mal gute Sprünge zeigen. Dieses Feuer brennt in ihm. Dabei versucht er, Druck möglichst zu meiden: „Eine konkrete Zielesetzung für den Winter-Weltcup habe ich momentan nicht.“

Während Schmitt seine Leistungen analysiert, ziehen die anderen deutschen Springer im Spitzenfeld ihre Kreise. Andreas Wank aus Oberhof gewann als erster Deutscher seit 13 Jahren den Sommer-Grand-Prix und sendete damit ein Zeichen an die Konkurrenz. „Ich will auch im Winter vorne landen“, sagte der 24-Jährige. Severin Freund (Rastbüchl) meldete sich mit seinem Tagessieg eindrucksvoll zurück. Der Auer Richard Freitag genießt dagegen die Ruhe um seine Person und kam zu einem siebenten Platz in Klingenthal.

Für Schmitt sind die drei neuen Überflieger außer Reichweite. Geht es nach Bundestrainer Schuster soll Schmitt seine Erfahrung an die jungen Talente weitergeben und ist in deren Kreis sehr angesehen. „Er füllt die Rolle eines Mentors hervorragend aus, zeigt keine Ellenbogen, sondern ist ein richtiger Partner für die jungen Athleten“, sagt Schuster. Im Winter-Weltcup will der Bundestrainer mit einem Kern-Team aus fünf bis sieben Springern antreten. Wenn Schmitt da reinfliegen will, muss er noch ein paar Meter zulegen.