Der einstige Weltklasse-Athlet will noch einmal dabei sein, bevor mit 34 Jahren das Karriereende naht. Die glorreichen Zeiten sind vorbei.

Hamburg. Einen klangvollen Namen hat Martin Schmitt noch immer. Auch im fernen Finnland. Auch mit 34 Jahren. „Der frühere Weltmeister kommt“, steht auf der Homepage des Continental Cups in Lahti. Dort, in der 2. Liga des Skispringens, kämpft der Schwarzwälder am Wochenende um den Anschluss an die Weltspitze. Das ist etwa so, als ob Bayern München in Sandhausen und Regensburg antreten würde, um sich für eine Rückkehr in die Bundesliga zu empfehlen.

Noch nimmt Schmitt diese Ochsentour in Kauf. Der viermalige Weltmeister ist auch 16 Jahre nach seinem Debüt im Weltcup heiß auf Skispringen, das Feuer brennt noch. „Ich will bei der Vierschanzentournee dabei sein“, sagt Schmitt. Das Problem: Dieses Minimal-Ziel wird er zwar erreichen, da Bundestrainer Werner Schuster für die Tournee zunächst 13 Athleten nominieren darf. Danach aber wird der Oldie wohl kaum in den starken deutschen A-Kader zurückkehren.

Das Karriere-Ende naht. Das spürt auch Schmitt. „Wenn ich die Tournee nicht zu Ende fahren kann und sehe, dass ich weit weg von der Spitze bin, muss ich mir Gedanken machen. Ich muss mir dann überlegen, ob es noch Sinn macht“, sagt er. Diese Gedanken kann er sich eigentlich schon jetzt machen. Für die zweite Tournee-Hälfte darf Schuster nur noch sieben Springer nominieren, die Chancen des Furtwangers stehen derzeit gering.

Streng genommen gehörte Schmitt zuletzt nicht einmal zu den 13 besten DSV-Adlern. Beim Continental Cup im kasachischen Almaty verpasste der zweimalige Gewinner des Gesamtweltcups sogar den zweiten Durchgang. Vor ihm lagen sechs Deutsche, die auch Skisprung-Experten nicht unbedingt ein Begriff sind. Wer kennt schon Stephan Leyhe, Pius Paschke oder Marinus Kraus?

Schmitt erst gar nicht für die Tournee zu nominieren, ist für Schuster aber wohl keine Option. „Er hat so viel für das deutsche Skispringen getan, er hat einen respektvollen Umgang verdient“, sagt der Österreicher, der noch vor der Tournee ein Gespräch mit Schmitt suchen will. Was für Schmitt spricht: Er kennt die vier Schanzen wie kaum ein anderer. 2011 wurde er in Garmisch immerhin Siebter.

Die große Frage lautet: Was passiert, wenn Schmitt nach der Hälfte der Tournee nicht mehr zum deutschen Team gehört? Sein viel zitiertes „Zeug“ will er dann nicht hinschmeißen, zumindest nicht sofort. „Ich werde sicher nicht in Garmisch am Abend im Zimmer sitzen und mir Gedanken über mein Karriereende machen“, sagte Schmitt dem kicker: „Wenn ich aber sehe, dass ich nicht näher rankomme, stellt sich die Frage, ob ich noch ein Jahr dranhänge. Wenn die Tournee vorbei ist, weiß ich, wohin die Reise geht.“

Schmitts Zukunft könnte ein Job als Trainer sein, zumindest raten ihm dazu Bundestrainer Schuster und auch ehemalige Weggefährten wie Sven Hannawald. Mit der Ausbildung hat Schmitt bereits im Oktober begonnen. Noch aber lebt seine Hoffnung, als Aktiver auf den großen Schanzen dieser Welt zu stehen. Den Versuch will er zumindest nicht abbrechen: „Wenn es mir gelingt, die Lücke noch einmal zu schließen, ist es toll. Wenn nicht, geht die Welt nicht unter.“