Drei Tage vor Schluss der Abgabefrist hat der Bonner Konzern eine neue Strategie bekannt gegeben. Er will das komplette Signal produzieren.

Köln. Drei Tage vor Ablauf der Abgabefrist für Gebote auf die Rechte der Fußball-Bundesliga hat die Deutsche Telekom AG eine neue, spektakuläre Strategie für das Bieterverfahren bekannt gegeben. Demnach bietet der Bonner Konzern auf alle Pay-TV-Rechte der DFL. „Wir wollen die Bundesliga von der Leine lassen. Wir glauben, dass wir es besser machen werden als es momentan läuft“, sagte Telekom-Specher Frank Domagala. In der Praxis bedeutet dies, dass die Telekom das komplette Signal produzieren lässt und es nicht-exklusiv an alle Interessenten, von Sky über die Kabelnetzanbieter bis Vodafone, verkauft. Dieses Pay-Modell, mit dem die Telekom die Rolle einer Agentur einnehmen würde, ist bisher noch nicht praktiziert worden.

Sat.1 will offenbar Bundesliga- und "Doppelpass"-Rechte

Mit dem überraschenden Vorstoß verabschiedet sich die Telekom davon, mit den Bundesliga-Rechten das „Triple-Play“ (Internet, Telefonie und Fernsehen) zu stärken und würde künftig als Vermarkter auftreten, falls sie von der Deutschen Fußball-Liga die entsprechenden Rechte erhält. Refinanzieren soll sich das Modell über die Weitergabe von Lizenzen oder über Sharing-Modelle mit den Abnehmern.

Die Telekom bietet sich seit Wochen ein mediales Duell mit dem bisherigen Rechteinhaber Sky, der für die derzeitige, bis Juni 2013 dauernde Rechteperiode über vier Jahre eine Milliarde Euro gezahlt hat. Die Telekom hatte in den vergangenen Wochen stets ihr Interesse an den Bundesliga-Fernsehrechten untermauert. So will der Konzern neben den bisherigen IPTV- und Mobile-Rechten auch die Lizenzen für Kabel, Satellit und Terrestrik erwerben.

Doch der Expansionswille löste herbe Kritik aus. Unter anderem stellte der Wettbewerbs-Experte Professor Franz Jürgen Säcker von der Freien Universität Berlin in einem Gutachten fest, dass die Constantin Sport Medien AG, die derzeit das Produkt „Liga total“ für die Telekom produziert, nicht unabhängig von der Telekom sei. Da die Telekom ein Staatsunternehmen sei, dürfe sie nicht als Rundfunkanbieter auftreten. Und am Donnerstagabend hatte der Medienrat der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) mit der Ankündigung, den Telekom-Vertrag für „Liga total“ mit Constantin zu überprüfen, überrascht. Falls die Telekom mehr Rechte als bisher erwierben wolle, könne der bestehende Vertrag nicht einfach verlängert werden, lautet die Begründung.

Hintergrund dieser Überprüfung ist, dass die Telekom noch zu 30 Prozent im Staatsbesitz ist. Und dem Staat ist es untersagt, als Rundfunkveranstalter aufzutreten. Bisher wurde das so gelöst, dass Produzent Constantin Sport Medien auch die Rundfunklizenz beantragt hatte. Dem hält Telekom-Sprecher Frank Domagala entgegen: „Wir wollen keine politische Talkshow machen. Wir wollen Fußball einspeisen, für jeden, der das Angebot haben will, und wir werden keine Vorgaben für das Produkt machen.“

Am kommenden Montag, um 15.30 Uhr, endet die Frist für die Abgabe der Gebote bei der DFL. Durch die bekannt gewordene Telekom-Strategie dürfte sich viele, bisher getroffene Einschätzungen von Experten ändern. Bis spätestens Ende April, wenn eine zweite Bieterrunde durchgeführt ist, will die DFL die Medienrechte an der Bundesliga für den Vier-Jahres-Zeitraum von 2013 an vergeben und bekannt geben. (dapd/HA)