Gestern hat die Deutsche Fußball-Liga den Bieterwettbewerb um die Bundesliga-Rechte vorgestellt. Was bedeutet das für die Zuschauer?

Frankfurt/Main. Die Vergabe der audiovisuellen Bundesliga-Rechte für den Zeitraum 2013 bis 2017 gleicht einem Millionen-Poker mit verdeckten Karten. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

+++Kommentar: Bedrohung für die "Sportschau"+++

Werden die Spieltage weiter aufgesplittet? Nein. Der Hauptspieltag der Bundesliga bleibt der Sonnabend mit fünf Spielen um 15.30 Uhr und einem um 18.30 Uhr. Auch das Freitagsspiel (20.30 Uhr) sowie die Sonntagsspiele (15.30, 17.30 Uhr) werden nicht angetastet. Einzig der Anpfiff für die Partien der Zweiten Liga wird am Freitag auf Wunsch vieler Klubs und Fans von 18 auf 18.30 Uhr verschoben.

Wo kann ich die Bundesliga ab 2013 frei empfangen? Das erste Szenario "Klassik" der DFL sieht weiter die frei empfangbare Zusammenfassung der Sonnabendspiele von 18.30 bis 20.15 Uhr über Broadcast (Kabel, Satellit, Terrestrik) vor. Sonntags ist ein Zeitfenster von 21.15 bis 23 Uhr für die Berichterstattung geplant. In diesem Fall könnte es weiter die "Sportschau" in der ARD oder bei Privatsendern (zum Beispiel RTL) geben. Im erstmals angebotenen Szenario "Neue Medien" würde es dagegen die erste freie Verwertung nur über das Internet (Web-TV) und mobile Endgeräte (Mobile-TV) geben. Anbieter wie Google oder Yahoo signalisierten bereits Interesse. Dann wäre der Fußball am Sonnabend im Fernsehen erst ab 21.45 bis 24 Uhr zu sehen, Sonntags zwischen 19 und 21.15 Uhr. "Die Zahl der Fans, die eine sogenannte Internet-Sportschau nutzen würden, ist erheblich", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. "Für 2016 geht man davon aus, dass 50 Prozent der TV-Geräte in deutschen Haushalten über einen Internetanschluss verfügen. Die Bundesliga könnte auch Treiber der Neuen Medien sein."

+++ ARD muss weiter um Verlust der Sportschau bangen +++

Wie funktioniert der Bieterwettbewerb? Bis gestern hatten sich 45 Unternehmen registriert, Seifert rechnet mit 20 Bietern, die letztlich am 15. Februar für die Auktion zugelassen werden. Sie beginnt am 2. April. Ende April soll die Entscheidung über die Vergabe gefallen sein. Das Ganze gleicht einer Partie Poker mit verdeckten Karten. Die DFL legt (geheime) Preisvorstellungen für jedes Paket fest, zum Beispiel die Erstverwertung im Free-TV. Erreicht ein Unternehmen in der ersten Runde diesen Preis und bietet zugleich über 20 Prozent mehr als der zweithöchste Interessent, wird das Angebot angenommen. Zum Beispiel, wenn die ARD wie bisher knapp 100 Millionen Euro pro Jahr für die Bundesliga bietet, ein Unternehmen wie Google aber 120 Millionen Euro.

Liegen die Angebote aber näher beisammen, gibt es eine zweite, ebenfalls geheime Bieter-Runde. Gibt es auch dann keine klare Entscheidung über die Höhe der Gebote, entscheidet der Ligaverband der DFL. Ausschlaggebend sind dann festgelegte Kriterien wie die technische Reichweite des Medienangebots, das Sendekonzept, das redaktionelle Know-how und das Zusammenspiel der Rechtepakete im Markt. Die Bundesliga-Rechte für den Hörfunk sind übrigens nicht Bestandteil der Ausschreibung. Darüber wird zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt.

Welchen Preis will die DFL erzielen? Bisher erlöste der Fußballverband für die Pay- und Free-TV-Rechte 412 Millionen Euro. Als realistischer Zuwachs gilt ein Plus von mindestens zehn Prozent. Profitieren könnte die DFL von der verbesserten Konkurrenzsituation innerhalb der 19 Rechtepakete und sechs Paketbündel. So muss Bezahlsender Sky (zahlt bisher 240 Millionen Euro jährlich) damit rechnen, dass die Deutsche Telekom, die bisher über das Unternehmen Constantin Medien die Bundesliga live im Internet zeigt, nun auch beim Poker für klassisches Bezahlfernsehen (Kabel, Satellit) mitbietet. Hinzu kommt, dass die Rechte für das Bezahlfernsehen für das Fernsehen, Internet-TV sowie Web- und Mobile-TV theoretisch gesondert ersteigert werden können. Möglich ist auch, dass ein Pay-TV-Anbieter nur die Rechte am Freitagsspiel erwirbt. "Jetzt sind die Interessenten am Zug", sagte Seifert am Ende der Präsentation.