45 Unternehmen interessieren sich derzeit für Übertragungsrechte der Bundesliga. Die Konkurrenz für die Sportschau ist groß. Fußball nur noch im Netz?

Frankfurt/Main. Wie geht es mit der Bundesliga im Fernsehen weiter? Schauen die Sportschau-Fans möglicherweise bald in die Röhre? Der Milliardenpoker um die nationalen Medienrechte am deutschen Premium-Sportprodukt Fußball-Bundesliga nimmt Fahrt auf. Die Zukunft der ARD-Sportschau ist weiter ungewiss. Bis zum 2. April haben Unternehmen Zeit, ihr Angebot an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zu schicken. Spätestens zwei Wochen später sollen die Rechte dann für knapp 500 Millionen Euro an den meistbietenden Interessenten vergeben werden. Die neue Periode beginnt mit der Spielzeit 2013/14. Nach Angaben der Liga interessierten sich derzeit 45 Unternehmen für die Rechte an der Bundesliga-Übertragung - reichlich Konkurrenz für die ARD und ihre traditionelle Sportschau.

„Es ist nicht unsere Idee, dass die Bundesliga komplett im Internet verschwindet. Aber man muss auch feststellen dürfen, dass die Anzahl der Zuschauer, die Interesse an einer Zusammenfassung im Internet haben, deutlich höher ist als die Zahl der Zuschauer, die die Sportschau jede Woche erreicht. Bis 2016 wird auch die Anzahl der mobilen Endgeräte noch deutlich wachsen“, sagte DFL-Chef Christian Seifert.

Der Bieter-Wettstreit zwischen der ARD-Sportschau und den Internet-Konkurrenten vodafone, yahoo, google/youtube oder dem Axel-Springer-Verlag/bild.de wird derzeit mit Spannung erwartet. Die ARD zahlt derzeit 100 Millionen Euro für die Bundesliga-Rechte, muss aber vor allem den Verlust der Sportschau fürchten. Denn zuletzt hatte auch das Bundeskartellamt der DFL grünes Licht für die geplanten Ausschreibungsszenarien erteilt. Dabei bestätigte das Kartellamt auch die Zentralvermarktung. Eine „Lex Sportschau“ wird es nicht länger geben.

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„Jetzt wird es ernst. Die Interessenten sind nun am Zug“, sagte Seifert am Donnerstag bei der Vorstellung der 19 Rechtepakete im Frankfurter Japancenter: „Wir erhoffen uns natürlich eine Steigerung der Erlöse. Wir haben da einen gewissen Korridor im Blick, wollen aber noch keine Zahlen nennen. Zudem geht es auch um eine optimale Vermarktung der Rechte im Sinne der Fans und Sponsoren.“

Die Bundesligisten träumen in Zukunft von knapp 500 Millionen Euro jährlich. Damit könnte die DFL für die Klubs der 1. und 2. Bundesliga in den vier Jahren bis zur Saison 2016/2017 alleine aus den nationalen Medienrechten zwei Milliarden Euro erlösen. Bislang erhält die Liga durchschnittlich 412 Millionen Euro per annum. Dazu kommen noch 72 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung.

Mit dann bis zu 570 Millionen Euro pro Jahr könnte die finanzielle Lücke zu den europäischen Topligen ein wenig geschlossen werden. Denn in Frankreich sind die Einnahmen aus den TV-Verträgen bereits rückläufig. Die Ligue 1 kassiert nur noch 570 Millionen Euro jährlich. Platzhirsch bleibt weiterhin die englische Premier League, die alleine aus den Pay-TV-Rechten 770 Millionen Euro generiert. Zum Vergleich: In Deutschland bezahlt Sky 250 Millionen Euro pro Jahr. Sky könnte im laufenden Bieterverfahren allerdings große Konkurrenz von der Telekom erhalten.

+++ ARD muss weiter um Verlust der Sportschau bangen +++

Die Medienrechte für die frei empfangbare Zusammenfassung der Bundesligaspiele werden in diesem Jahr in zwei Szenarien angeboten. Im „Klassik-Szenario I“ ist die erste Zusammenfassung des Spieltages im Fernsehen vorgesehen. In „Neue-Medien-Szenario II“ würde die Highlight-Berichterstattung ab 19.00 Uhr zunächst über Web-TV bzw. mobile Übertragung erfolgen. Bei dem zweiten Szenario wäre die früheste Fernseh-Berichterstattung erst für 21.45 Uhr vorgesehen. Ob die ARD daran aber Interesse hätte, erscheint derzeit fraglich.

Spannend wird das Rechtevergabe-Prozedere in den kommenden Wochen ohnehin. DFL-Chef Seifert mahnte vor allem die am Ende unterlegenen Medienunternehmen zur Fairness. Insgesamt werden 19 Rechtepakete sowie sechs Rechtepaketbündel für die Verbreitungswege Kabel, Satellit, Terrestrik, IPTV und Web- und Mobile angeboten. Diese Angebote basieren weiterhin auf fünf Anstoßzeiten in der Bundesliga und vier in der 2. Liga. Alleine die Anstoßzeit des Freitagsspiels der 2. Bundesliga soll wegen der Verkehrsproblematik von 18.00 Uhr auf 18.30 Uhr verlegt werden.