Comeback für drei Jahre in deutschem Werksteam mit deutschen Fahrern. Sieben Millionen Euro pro Saison.

Hamburg. Die Geschichte begann mit einer Anzeige. "Würden Sie diesen Männern Ihren Mercedes anvertrauen?", hieß es 1991 in einer Werbung mit dem Stern, die drei junge deutsche und österreichische Rennfahrer aus dem Junior-Team des Automobilherstellers in glänzender Kluft und mit gegelten Haaren präsentierte. Einer von ihnen war Michael Schumacher, damals 22 Jahre alt.

Jetzt, 19 Jahre später, schließt sich der Kreis. Schumacher wird wieder ein Mercedes anvertraut. Der siebenmalige Weltmeister kehrt aus dem Ruhestand zurück und wird Werkspilot im Silberpfeil des neuen Mercedes-Grand-Prix-Teams. Um 11.33 Uhr am Mittwoch verkündeten die Schwaben in einer Telefonkonferenz, was die Fangemeinde zu diesem Zeitpunkt längst wusste: "Michael Schumacher wird 2010 für Mercedes GP in der Formel 1 starten."

Mehr noch: Schumacher will sein Comeback nicht nur zu einer kurzen Episode machen. "Wir planen für drei Jahre", sagte er. Seine Ankündigung darf die Konkurrenz durchaus als Drohung verstehen: "Mein Ziel ist es natürlich, am Ende wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen." Sieben Millionen Euro pro Jahr soll der bald 41-Jährige dafür kassieren, mit seinem 17 Jahre jüngeren Kollegen Nico Rosberg um die Wette zu rasen.

Schumachers alter Freund und Partner bei allen seinen sieben Weltmeistertiteln hatte den Sensationsdeal eingefädelt. Ross Brawn, dessen Rennstall in der nächsten Saison als offizielles Mercedes-Team startet, hatte den Formel-1-Pensionär bereits im November angerufen, nachdem Weltmeister Jenson Button gen McLaren abgewandert war. Von da an war Schumachers Ehrgeiz nicht mehr zu bremsen. Seine Frau Corinna, erzählt der Altmeister, "hat es am Funkeln meiner Augen gesehen". Der Mercedes-Heimkehrer beschrieb, wie sehr ihm das Engagement Herzenswunsch war: "Ich fühle mich wie ein Zwölfjähriger, der durch die Gegend hüpft."

Schumacher und Mercedes - die Partnerschaft war vor mehr als 20 Jahren, Anfang 1989, vereinbart worden. Der erfolgreiche Formel-3-Fahrer aus Kerpen, talentiert und ehrgeizig, aber finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet, sollte mit anderen Hochbegabten auf künftige Aufgaben vorbereitet werden. Mercedes träumte schon damals von einem eigenen Formel-1-Team. Der damalige Sportchef Jochen Neerpasch hatte Schumachers Ausnahmetalent erkannt und spendierte dem Lenkrad-Novizen eine Premium-Ausbildung mit dem früheren Grand-Prix-Fahrer Jochen Mass als Lehrmeister, der schnell erkannte: "Michael Schumacher ist eine Jahrhundertbegabung." Doch weil Mercedes kurz nach der Wiedervereinigung vor der Milliarden-Investition zurückschreckte, blieben die Formel-1-Pläne in der Schublade. Schumacher verbuchte so nur zwei Siege im Sauber-Mercedes-Sportwagen.

Dennoch ebnete Mercedes ihm den Weg in die Formel 1. Die Stuttgarter organisierten eine Testfahrt. Und auch jene 450 000 Mark, die Manager Willi Weber im August 1991 für Schumachers Einstieg im Jordan-Team hinblätterte, stammten zum großen Teil aus der Daimler-Kasse.

Zu Norbert Haug, seit den Neunzigern Mercedes-Motorsportchef, hatte Michael Schumacher immer einen guten Draht. Abends nach dem Rennen trafen sich die beiden gern mal zum Bierchen. Zweimal, 1998 und 2005, wäre es Haug tatsächlich beinahe gelungen, den deutschen Weltmeister aus seinem Ferrari-Vertrag zu McLaren-Mercedes zu lotsen. Aber McLaren-Boss Ron Dennis stellte sich quer. Jetzt freut sich Haug, der mit der Personalie Schumacher sein Werk gekrönt hat: "Michael hat mehr von allem als alle anderen Rennfahrer. Wir hatten immer die Absicht, dass er dort fahren sollte, wo seine professionelle Karriere einst begann."

Nun hat es geklappt. Mythen und Meriten haben Michael Schumacher nie viel gesagt. Nationalbewusst aber ist er schon. Schon 1991 hatte er philosophiert: "Ein deutsches Team, ich als deutscher Fahrer - das wäre fantastisch." Am Mittwoch hatte Michaels Verkündigung für die Fangemeinde beinahe religiöses Format. Schumacher sagte, was Motorsport-Deutschland hören wollte: "Es macht stolz für einen Deutschen, in einem deutschen Werksteam zu sein. Der kleine Junge ist wieder zurück im silbernen Auto."

Für kritische Fragen blieb da kein Platz. Die kamen von außen. Sein früherer Renn-Fahrlehrer Jochen Mass sagte: "Michael geht ein hohes Risiko ein. Die Erwartungshaltung ist sehr hoch."

Dennoch würden die meisten diesem Mann wohl ihren Mercedes anvertrauen. Heute wie vor 19 Jahren.