Deutscher Vizemeister zeigte seine Klasse zum Auftakt der Champions League. Trainer Schwalb gönnte seinen Stammspielern Einsatzpausen.

Hamburg. "Was ist denn hier los?" Die Passanten in der Krochmannstraße wunderten sich bei ihrem Nachmittagsspaziergang über den Menschenauflauf vor dem Kassenhäuschen der Sporthalle Hamburg. Ein Fan, der bei leichtem Nieselregen mehr als 25 Minuten für seine Eintrittskarten anstehen musste, klärte die Staunenden freudig auf: "Hier spielt gleich die beste Handballmannschaft der Welt, der HSV."

Dass in dieser vollmundigen Ansage viel Wahres steckte, musste Robert Wedberg später eingestehen. Der Trainer des Alingsas HK hatte kein Problem damit, im Gegenteil: "Das war schon eine tolle Erfahrung, bei einem der überragenden Teams Europas unseren Einstand in der Champions League feiern zu dürfen", sagte Wedberg, "die Hamburger haben das Potenzial zum ganz großen Triumph."

35:25 (20:12) hatten diese den schwedischen Meister locker wie überzeugend besiegt, doch HSV-Präsident Andreas Rudolph tat sich nach diesen unterhaltsamen 60 Minuten schwer, ähnliche Schlussfolgerungen wie Wedberg zu ziehen: "20 Minuten lang haben wir gespielt, wie ich mir das vorstelle, am Mittwoch gegen Ciudad Real müssen wir dieses Niveau aber über die gesamte Spielzeit halten, sonst haben wir keine Chance."

Zufriedenheit war nie eine Tugend, die Rudolph auszeichnete, und sicherlich hat der Klubboss recht, dass sich übermorgen in der Color-Line-Arena gegen den spanischen Titelverteidiger (18.30 Uhr, Eurosport live) beim HSV nicht jene Nachlässigkeiten einschleichen dürfen, mit denen die Mannschaft ihren Trainer in der zweiten Halbzeit in Rage brachte. Weil Martin Schwalb die Probleme lautstark ansprach, sah er für sein verbales Eingreifen die Gelbe Karte der isländischen Schiedsrichter.

Wenigstens fanden seine Worte Gehör. Nachdem der HSV eine komfortable 19:10-Führung (27. Minute) bis auf 28:23 (53.) verspielt hatte, riss sich das Team zu einem furiosen Finale zusammen. Den Schlusspunkt zum 35:25 setzte Marcin Lijewski, als er in den Kreis flog, das Zuspiel von Blazenko Lackovic in der Luft fing und den Ball zum Endstand ins Tor schleuderte. Der sogenannte Kempa-Trick riss die 3255 Zuschauer endgültig von den Sitzen. Aber nicht nur das stimmungsvolle Ende stimmte Schwalb gnädig: "In der ersten Halbzeit haben wir gute Entscheidungen getroffen und uns schnell nach vorne bewegt. Das hat mir gefallen - im Gegensatz zu weiten Teilen der zweiten Hälfte. Insgesamt bewerte ich unseren Einstand in die Champions League jedoch als gelungen."

Schwalb nutzte die Begegnung auch, um seinen zuletzt stark belasteten Stammkräften längere Einsatzpausen zu geben. Kreisläufer Nicklas Grundsten durfte deshalb zum zweiten Mal in dieser Saison aufs Feld, der Schwede scheiterte jedoch dreimal frei aus sechs Metern an Torhüter Richard Kappelin. Die fehlende Praxis war seinen anfänglichen Aktionen anzumerken. Später gelangen ihm noch zwei Treffer. "Ich hätte mehr machen müssen", gestand Grundsten. Das war nicht vonnöten. Alingsas bot dem HSV die Chance, beim ersten (Frei-)Wurf nach Europa ein paar Kräfte zu sparen.

Tore: HSV Hamburg: M. Lijewski 7, Lackovic 6, Duvnjak 4, Vori 3, G. Gille 3, K. Lijewski 3, Lindberg 3 (2 Siebenmeter), Grundsten 2, Flohr 2, Jansen 1, Schröder 1; Alingsas HK: Petersson 5 (2), Bernhardsson 5, Andreason 5, Iveland 5, Sjöstrand 2, Andersson 1, Johansson 1, Bliznac 1. Schiedsrichter: Leifsson/Parlson (Island). Zuschauer: 3225 in der Sporthalle Hamburg. Zeitstrafen: 2; 2. Siebenmeter: 4 (2 verwandelt); 7 (5).

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