Geschäftsführer Boris Capla genießt weiter das Vertrauen von Eigner Anschutz. Er darf nun sogar offiziell wieder in sportlichen Belangen die Fäden ziehen.

Hamburg. Als Detlef Kornett unlängst seinen Besuch in Hamburg annoncierte, konnte man dies als klares Zeichen deuten: Der in Berlin angesiedelte Europachef der Anschutz Entertainment Group, Eigner des Eishockeyteams Hamburg Freezers, muss Schwerwiegendes zu verkünden haben. Kornett, sonst eher zurückhaltend im Umgang mit den Medien, hatte nach dem schlechtesten Abschneiden der Freezers-Geschichte in der Saison 2008/09 ein radikales Umdenken angekündigt. Nun sah er augenscheinlich die Zeit gekommen, die Ergebnisse der versprochenen und in den vergangenen Wochen vorgenommen Analysen zu verkünden. Gleich mit zwei Pressesprechern und dem neuen Freezers-Marketingleiter Thomas Kriner stellte er sich gestern den Hamburger Medien.

Das massive Auftreten stand wohl auch für die vermehrte Präsenz, die Kornett künftig in der Hansestadt zeigen will. Anders als der zweite deutsche Eishockeyklub der Anschutz-Gruppe, Meister Eisbären Berlin, haben die Freezers wegen dramatisch sinkender Zuschauerzahlen und ausbleibendem sportlichen Erfolg eine intensivere Betreuung nötig. "Wir werden helfen und unterstützen. Wenn nötig auch hier von Hamburg aus", sagte Kornett, der die kommende Spielzeit unter das Motto "Die Freezers reißen sich die Maske runter" stellt.

Konkret meint der gebürtige Cuxhavener, dass der Klub verlorene Sympathien durch mehr Fannähe zurückgewinnen will. Unter anderem seien eine Eröffnungsfeier auf dem Spielbudenplatz und vermehrte Treffen zwischen Anhängern und Spielern auch während der Saison geplant. "Wir werden mit der Mannschaft rausgehen und die Spieler besser als bisher positionieren", erklärte Kornett.

Ein Blick hinter die Maske der Freezers zeigt allerdings auch, dass obwohl Kornett von einem Paradigmenwechsel spricht, vieles beim Alten bleibt. Boris Capla wird trotz aller Kritik an seiner Person weiter als Geschäftsführer die Freezers nach außen vertreten. Und mehr noch: Der 46-Jährige darf nun sogar offiziell wieder in sportlichen Belangen die Fäden ziehen. Eine Kompetenz, die er zuletzt an den mittlerweile geschassten Sportdirektor Bob Leslie abgegeben hatte, der laut Kornett nicht mehr zur neuen Ausrichtung passte.

Caplas Erfahrungen nicht zu nutzen, wäre hingegen ein großer Fehler, so Kornett. Der Geschäftsführer soll künftig gemeinsam mit Trainer Paul Gardner und dessen Assistenten Daniel Naud und Boris Rousson ein attraktiveres Produkt aufs Eis bringen. Attraktiv bedeutet in diesem Fall eine offensiver als bisher ausgerichtete Mannschaft, die allerdings zu großen Teilen aus den Akteuren der vergangenen Spielzeit bestehen wird. Hauptverantwortlicher für die neue Handschrift soll Gardner sein, außergewöhnliche Neuzugänge gibt es auf Spielerseite bislang nicht.

Weil die Anschutz-Gruppe Schwächen im Bereich Vermarktung und Kommunikation bei den Freezers ausgemacht hat, darf sich dort der zuvor fürs DSF tätige Kriner versuchen. Der Betriebswirt verkündete - wie einst Leslie - nicht als Marionette angetreten zu sein. Kornett wiederum glaubt mit der überarbeiteten Struktur, die Bedingungen für ein langfristig erfolgreiches Arbeiten geschaffen zu haben. Klare Zeichen sehen unter dem Strich allerdings anders aus.