Der Hamburger wird erst im Viertelfinale des Mastersturniers von seinem Idol Roger Federer gestoppt. Es ist der bisher größte Erfolg seiner jungen Karriere.

Hamburg/Rom. Auf die Frage, womit er sich für den größten Erfolg seiner bisherigen Tenniskarriere belohnen würde, hatte Mischa Zverev eine überraschende Antwort parat. "Ich habe mich seit zwei Wochen nicht rasiert. Das werde ich heute nachholen", sagte der 21 Jahre alte Hamburger, nachdem er im Viertelfinale des Mastersturniers in Rom dem Schweizer Roger Federer mit 6:7 (3:7) und 2:6 unterlegen war. Es sei ein Aberglaube aus der Heimat seiner russischen Eltern, den Bart von Sieg zu Sieg wachsen zu lassen. "Hätte ich gewusst, dass ich in Rom so weit komme, hätte ich mir das noch mal überlegt, denn ich sehe aus wie ein Höhlenmensch", sagte Zverev.

Tatsächlich kann der Linkshänder aus Lemsahl, der derzeit an Position 76 der Weltrangliste geführt wird, auf eine außergewöhnliche Woche zurückblicken. "Ich war heute unter den besten acht Spielern der Welt auf Sand. Da gibt es Schlimmeres", sagte er mit der ihm eigenen Ironie. Dass es gegen den Weltranglistenzweiten nicht zum Sieg reichte, war vorherzusehen, auch deshalb war von Enttäuschung nichts zu spüren. Vielmehr war Zverev glücklich darüber, erstmals gegen sein Idol angetreten zu sein. "Roger ist mein Lieblingsspieler. Jeder Junge träumt davon, gegen ihn zu spielen. Dass es gleich in einem Masters-Viertelfinale auf dem Centre-Court ist, sehe ich als große Belohnung an", sagt er.

Aufgeregt sei er nicht gewesen, sagt Zverev, vielmehr habe er die vielen Anfeuerungsrufe der römischen Fans genossen, die ihn dank seiner couragierten Auftritte der Vortage ins Herz geschlossen hatten. Zverev hatte sich durch die Qualifikation kämpfen müssen, hatte dort den ehemaligen Weltranglistenersten Juan Carlos Ferrero (Spanien) bezwungen und sich dann durch Siege über die Topspieler Tomas Berdych (Tschechien/Nr. 26 der Welt), Paul-Henri Mathieu (Frankreich/Nr. 35) und Gilles Simon (Frankreich/Nr. 7) für das Duell mit dem langjährigen Branchenprimus Federer qualifiziert. "Es war zweifellos die beste Woche meiner Laufbahn", sagt Zverev, der sich besonders darüber freute, dass ihm dieser Erfolg auf dem Belag gelang, den er am wenigsten schätzt. "Vielleicht", hofft er, "ist das der Beginn einer neuen Leidenschaft!"

Zverev hofft nun, endlich Konstanz in sein Spiel zu bekommen. Guten Wochen folgten immer wieder zu viele durchschnittliche, um sich in der Top 50 der Welt zu etablieren. "Dass ich die Fähigkeiten habe, mit den Besten mitzuhalten, habe ich schon bewiesen. Mein Ziel ist, dass Wochen wie diese keine Überraschung mehr sind", sagt er.

Am Sonnabend fliegt Zverev in Begleitung seines Vaters Alexander, der ihn trainiert und betreut, nach München, wo am Montag (ohne den Hamburger Thomas Haas) das nächste Turnier startet. Darauf freut er sich ebenso wie auf den 17. Mai, wenn er in Düsseldorf beim World Team Cup sein Debüt im Nationalteam gibt. "In Deutschland spiele ich am liebsten", sagt er auch mit Blick auf das in den Sommer verschobene Turnier am Hamburger Rothenbaum (20. bis 26. Juli), das zu gewinnen er als seinen Traum angibt. Die Chance auf dessen Erfüllung ist nach dieser Woche zumindest nicht kleiner geworden.