Nach der peinlichen 0:4-Pleite gegen Straubing muss der Trainer der Hamburg Freezers seine Koffer packen. Bis ein neuer Coach gefunden ist, übernimmt Sportdirektor Bob Leslie seine Aufgaben.Hier geht's zur Bildergalerie!

Hamburg. Als Freezers-Trainer Bill Stewart am Freitagabend die Telefonnummern mit seinem Straubinger Amtskollegen Bob Manno austauschte und Stewart besonderen Wert darauf legte, Manno auch seine kanadische Nummer mitzuteilen, war schon zu erahnen, warum Hamburgs Coach so handelte. Er würde möglicherweise in Zukunft vor allem in seiner Heimat zu erreichen sein.

Eine offizielle Bestätigung für das seit mehreren Wochen diskutierte vorzeitige Ende seiner Tätigkeit bei den Freezers gab es bis in die Nacht hinein nicht - die Entscheidung war aber längst zu Stewarts ungunsten gefallen. Nach der peinlichen 0:4-Pleite gegen den bis dato Tabellenvorletzten aus Bayern muss der 51-Jährige seinen Hut nehmen. Geschäftsführer Boris Capla und Sportdirektor Bob Leslie, der die Freezers interimsmäßig betreuen wird, teilten dies am Sonnabendvormittag auch der Mannschaft mit.

"Wir haben es heute Morgen erfahren", berichtete Kapitän Clarke Wilm. "Eine Überraschung war es nicht mehr. Es ist einfach so, dass am Ende der Trainer als Schuldiger dasteht. Dabei haben wir ihn im Stich gelassen." Der erschütternde Auftritt gegen Straubing war nur der Tiefpunkt einer Reihe von Spielen, in denen die Freezers sich fernab ihrer eigenen Ansprüche präsentiert und damit die eigenen Fans vergrätzt hatten. Mit dem Ziel Platz vier nach der Hauptrunde in die Saison gestartet, müssen sich die Hamburger nun sogar erneut Gedanken um die Qualifikation für die sogenannten Pre-Play-offs (Rang sieben bis zehn) machen. Derzeit liegen die Freezers auf Position elf.

"Man kann natürlich immer hoffen, dass es wieder besser wird", meinte Freezers-Boss Capla. "Aber irgendwann muss man auch mal Entscheidungen treffen." Capla hatte schon zu Zeiten, als das Ausmaß der aktuellen Krise nicht absehbar war, den Trainer mit diversen Äußerungen in der Öffentlichkeit massiv unter Druck gesetzt. Er bereue dies nicht, erklärte der Geschäftsführer. "Mir wurde immer gesagt, dass die Mannschaft Führungsstärke, Charakter und Schnelligkeit hat. Wenn sie das aber nicht zeigt, ist es mehr als legitim, darauf zu reagieren."

Capla ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger für den geschassten Coach. Der ehemalige Co-Trainer Leslie soll und will sich in absehbarer Zeit wieder auf seinen Job als Sportdirektor konzentrieren. "Wir brauchen jetzt jemanden, der die Balance zwischen Kopf streicheln und hart durchgreifen findet", so Capla. Vorerst geht Leslie jedoch davon aus, dass er beim Spiel am Sonntag (14.30 Uhr) in Hannover an der Bande stehen wird.

Stewart selbst will trotz seiner Demission kein schlechtes Wort über die Hamburg Freezers verlieren. Er habe stets Freude an seiner Arbeit gehabt. "Was mich traurig stimmt, ist, dass ich den Job gerne gemacht habe und jetzt loslassen muss." In den kommenden Tagen muss er sich mit den Freezers über die Modalitäten zur Auflösung seines Vertrages einigen. Schon jetzt sei er auf der Suche nach einem neuen Job. Wer Interesse hat, kann ihn derzeit noch in Hamburg erreichen.