Einige Trainer wollen erst am Sonntag über den Start ihrer Pferde entscheiden.

Hamburg. Heute morgen um zehn Uhr fällt die Entscheidung. Dann werden die Mitglieder der Prüfungskommission mit Rennleitungschef Peter Tasch an der Spitze wieder einmal die lädierte Horner Rennbahn inspizieren. Danach werden sich die Damen und Herren zusammensetzen und beraten: Können am Freitag wie geplant zehn Rennen durchgeführt werden?

Das 138. BMW Deutsche Derby am Sonntag ist, zumal die Wettervorhersage für diesen Tag überwiegend Sonnenschein und Temperaturen um 24 Grad prophezeit, offensichtlich nicht gefährdet. Auch am Sonnabend soll auf jeden Fall veranstaltet werden.

"Die Situation ist zumindest etwas besser geworden", sagte Rennleitungs-Mitglied Arno AufderHeide schon gestern nach einem Rundgang am späten Vormittag. "Es ist sicher gut, dass wir heute noch keine Rennen haben. Sie hätten wohl auch nicht stattfinden können. Die Tendenz ist allerdings, dass die Rennen der kommenden drei Tage stattfinden."

Am späten Nachmittag wurden noch einmal 27 Tonnen Sand angeliefert, mit denen die Bahn weiter präpariert werden soll. Es ist ausschließlich Handarbeit angesagt, da auf dem Boden keine Fahrzeuge eingesetzt werden dürfen. Das Kameragerüst, das bei dem Unwetter in der Nacht zum Mittwoch umfiel, ist wieder aufgerichtet worden.

Auch wenn beim Hamburger Renn-Club Zuversicht herrscht, rechnen Turfexperten damit, dass es weitere Absagen geben wird. Nachdem der allerdings chancenlose Fighting Johan gestrichen wurde, kam am Donnerstag die Absage des Mitfavoriten Prinz. Dessen Trainer Andreas Wöhler kündigte an, dass auch der Start der von ihm betreuten Derbypferde Conillon und Shrek aufgrund der unsicheren Bahnverhältnisse keinesfalls gesichert sei. Warum Prinz schon gestern abgemeldet wurde, ist unverständlich. Schließlich musste seine Besitzerin Carde Ostermann-Richter 7500 Euro Nenngebühr bezahlen. "Sie hätte doch die Wetterlage am Sonntag abwarten können", hieß es beim HRC-Vorstand. Vor sechs Jahren, ebenfalls nach Dauerregen, Blitz und Donner, hatte das Gestüt Fährhof bei Bremen überraschend in letzter Sekunde den hohen Derbyfavoriten Sabiango abgemeldet, um jeglichem Risiko aus dem Wege zu gehen.

Schlenderhans Privattrainer Jens Hirschberger, der die Pferde Persian Storm, Sommersturm und Adlerflug nannte, will sich auch erst am Sonntag entscheiden, welches der drei Pferde läuft.

Der Renn-Club wird sich auf weitere Absagen einstellen müssen, falls Platzwart Malte Roschen das Geläuf nicht optimieren kann. "Friedrich Schenk aus Düsseldorf, der jahrzehntelang für das Gelände verantwortlich war, den man aber nicht mehr haben wollte, hätte garantiert ein einwandfreies Geläuf gezaubert", meinte ein Renn-Club-Mitglied.

"Ich habe gerade die englischen Zeitungen gelesen", sagte der langjährige HRC-Präsident und heutige Ehrenpräsident Franz-Günther von Gaertner am Donnerstag. "Die Briten machen sich in ihren Artikeln über unsere Sorgen lustig. Bei ihnen heißt es: Wer gewinnen will, der muss das auf jedem Boden können."

Von Gaertner, der mit Samum (2000) und Schiaparelli (2006) zwei Derbysieger hatte, äußerte sich auch zur Forderung vieler Rennstallbesitzer und Trainer, das Deutsche Galoppderby schon am ersten Wochenende des Horner Meetings austragen zu lassen. Dann wäre der Boden bei Regenfällen nicht so tief.

"Diese Forderung war schon in früheren Jahren immer wieder Gegenstand heftiger Debatten zwischen mir und Karl-Dieter Ellerbracke, dem damaligen Chef der Besitzervereinigung", sagt von Gaertner. "Es bleibt, wie es war - das Derby wird am letzten Sonntag gelaufen."