HAMBURG. Um sieben Uhr ist die Turfwelt noch in Ordnung. Trotz des morastigen Grasgeläufs müssen die edlen Vollblüter bewegt werden. Auf den Sandwegen zwischen den Stallungen, im Führring oder in trockeneren Zonen innerhalb der Bahn.

Auch wenn die Tribünen zu früher Morgenstunde natürlich noch abgeschlossen und menschenleer sind, pulsiert das Leben auf dem Hippodrom. Trainer, Arbeitsreiter, Futtermeister, Pferdepflegerinnen und anderes Stallpersonal wieselt durcheinander. Flinke Galopper werden geführt, Schubkarren geschoben, emsig Boxen ausgemistet, Klönschnacks gehalten.

Zwischendurch lichtet sich das Feld: In einem kleinen Raum im Erdgeschoss der Haupttribüne wird ein deftiges Frühstück offeriert. Gesponsert vom Gastgeber des Derbymeetings, dem Hamburger Renn-Club. Auch Gäste von außerhalb sind willkommen, müssen jedoch zehn Euro Obolus entrichten. Das ist dieses Büffet allemal wert.

Geradezu unbezahlbar sind die Impressionen der Morgenarbeit. Bizarre Wolkenformationen ziehen über das Horner Moor, Bäume biegen sich im böigen Wind, feucht glänzt die Grasbahn. In der Ferne ist lautes Wiehern der Vierbeiner zu vernehmen.

Einen Hengst sticht der Hafer. Er bläht die Nüstern, bleckt die Zähne und stellt sich auf die Hinterhand. Die Amazone behält die Nerven - und das Zaumzeug in der Hand. Eine wohlwollende Portion Streicheleinheiten, und schon geht's zurück in den Sattel. In leichtem Trab verschwindet das Paar hinter einer kleinen Baumgruppe.

Derweil hat Jenny Müller (25), ausgebildete Pferdewirtin und Reisefuttermeisterin aus Frankfurt, ihren achtjährigen Wallach Tanko in der gesäuberten Box untergebracht. Mehr als 200 davon stehen den Gastpferden gratis zur Verfügung. An diesem Wochenende werden sie allesamt belegt sein. Neugierig steckt Tanko seinen Kopf aus der Klappe, übermütig an Jennys Jackenärmeln knabbernd.

Nebenan, in Box 40, versorgt Stefanie Maier (32), gleichfalls aus Hessen angereist, den Hengst Carus. Auch er schaut aus der Öffnung, leicht skeptisch gen Himmel blickend. Für Stefanies Fürsorge revanchiert er sich später auf seine Weise: mit einem unerwarteten zweiten Platz.