Für den Sonntag sind mehrere Schauer angesagt - doch es gibt kein “Land unter“.

Hamburg. Birger Tinz schaut in seinen Computer und runzelt die Stirn. "Das sieht ja ziemlich bescheiden aus", sagt der Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Hamburg und schaut sich die Vorhersagen für die nächsten fünf Tage an.

"Der schlimmste Tag ist der Mittwoch", kündigt Birger Tinz an. "Die Regenwahrscheinlichkeit ist hier am größten. Ich rechne mit 15 Millimetern Regen pro Quadratmeter, das ist etwa 20 Prozent der durchschnittlichen Monatsmenge." 15 Millimeter bedeuten 15 Liter Wasser pro Quadratmeter.

Das ist kein gutes Omen für den Mittwoch-Renntag. Das Team des Horner "Rasen-Papstes" Malte Roschen hat schon reagiert: Das Geläuf, durch den Dauerregen am vergangenen Sonnabend und die vielen Rennen stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde von seinen Mitarbeitern an der Innenseite auf fünf Meter Breite rund um die Bahn abgesteckt. So soll der Rasen für das Hauptereignis der Woche, das mit über einer Million Euro dotierte 138. BMW Deutsche Derby am Sonntag geschont werden.

Noch sind die Rennbahn-Bodenverhältnisse nicht so katastrophal, wie sie es im Jahr 2001 waren. Damals schüttete es am Sonnabend vor dem Derby aus allen Lagen, die Rennbahnbesucher wurden zu Opfern eines Unwetters, das den gesamten norddeutschen Raum heimsuchte. Nach dem fünften Rennen setzten sintflutartige Regenfälle ein, der Renntag musste abgebrochen werden.

"So schlimm wie 2001 wird es in dieser Woche nicht werden", sagt der Meteorologe des Wetterdienstes. Dennoch: Jeden Tag wird es regnen. Am Donnerstag (kein Renntag), Freitag und Sonnabend jeweils fünf Millimeter. Die Prognose für Sonntag: wechselhaft, zwei oder drei Schauer, jeweils 20 bis 30 Minuten lang. Regenschirme und Gummistiefel wären hilfreich.

Malte Roschen und seine Mitarbeiter, zuständig für den ordnungsgemäßen Zustand des Geläufs, kümmern sich praktisch Tag und Nacht um eine Verbesserung des Rasens. "Wenn es weiter regnet, können wir jedoch nicht verhindern, das die Grasnabe, die jetzt noch gut ist, täglich weiter zerstört wird", sagt Roschen, der auch die Rennbahnen in Bremen und Hannover betreut. Roschen ist Nachfolger des Düsseldorfers Friedrich Schenk, der viele Jahre für den Hamburger Renn-Club als Chef des Geläufs gearbeitet hat.

Während der Renntage sind bis zu sechs Klopfer mit Stampfern auf der Bahn. Sie treten die von den Pferden entstandenen Löcher zu, sie füllen auch Sand hinein. In den Kurven haben sie unter den Hecken kleine Gräben ausgehoben, um den Boden zu entwässern. Tauchpumpen helfen dabei, sie arbeiten auch nachts. "Wir werden alles tun, um das Geläuf in einen optimalen Zustand zu versetzen", verspricht Malte Roschen.

Das hoffen die Besitzer, Trainer Jockeys und Betreuer der 20 Derbystarter auch. Gestern um 18.35 Uhr wurden ihre Startplätze ausgelost - von dem gebürtigen Hamburger Hein Bollow (81), der einer der erfolgreichsten Reiter und Trainer des deutschen Galopprennsports war. "Ich hoffe, dass Pferd und Reiter gute Bedingungen vorfinden", sagte Bollow. Auf einen Tipp angesprochen, äußerte sich die Turflegende zurückhaltend. "Das Rennen ist völlig offen, das beste Pferd möge gewinnen."

Welche Probleme es bei regnerischem Wetter geben kann, zeigte nicht nur der Sturz von Andrea Bertram im Gäste-Trabfahren am Dienstag. Auch im Seejagdrennen kamen nicht alle Teilnehmer heil über die Runden, auch den ehemaligen Jockey-Champion Andreas Suborics erwischte es.

Nach dem dritten Rennen des Tages stürzte er aus dem Sattel und erlitt eine leichte Gehirnerschütterung. Er erhielt für die restlichen Rennen und für den Mittwoch Reitverbot. Suborics soll am Sonntag den Außenseiter First Stream im Derby reiten.

Die Favoriten kommen sich beim Start nicht ins Gehege. Persian Storm (Terence Hellier) bezieht die Box mit der Nummer 4, für Union-Sieger Axxos (Andrasch Starke) wurde die ungeliebte Nummer 19 gezogen.