HAMBURG. Kurz nach dem Derby wird er 40 Jahre alt, aber trotz dieses für einen Berufssportler fast methusalemischen Alters sorgt Andreas Helfenbein in der Jockeyszene für Aufsehen. Zunächst dadurch, dass er seit Monaten die Erfolgsstatistik mit Vorsprung anführt.

Grund für die in diesem Jahr etwas bunter als sonst wirkende Rangliste sind großteils die Auslandsgastspiele einiger Spitzenjockeys im Winter. Während zum Beispiel Suborics in Japan und Starke in Hongkong etliche Monate lang ihre Runden um die Rennbahnen zogen, sammelte Helfenbein auf den Sandbahnen von Dortmund und Neuss Punkte.

Einen großen Stall hat der in Köln ansässige Hesse dabei nicht im Rücken. Vertragsjockey für Stall Unia ist seine etatmäßige Rolle, die sehr verblüfft. Denn dieser Stall von Werner Krüger aus Berlin besitzt gerade einmal elf Rennpferde. Nach üblichem Maßstab braucht man dafür keinen eigenen Jockey, aber Helfenbein und Krüger sind offenbar eng befreundet.

Einer der 47 Siege, die der erfahrene Jockey in diesem Jahr auf sein Konto brachte, war vor drei Wochen der überlegene Erfolg mit Mystic Lips im klassischen Henkel Preis der Diana.

In die Schlagzeilen brachte Helfenbein aber nicht nur dieser Sieg im höchstdotierten Stutenrennen aller Zeiten, sondern auch sein Zwist mit dem Kollegen Filip Minarik. Die seit Jahren schwelende Verstimmung eskalierte Mitte April, als Minarik gleich zweimal nacheinander im Rennen gar zu rücksichtslos mit seinem Kollegen und dessen Pferd umging. Heftige Wortwechsel folgten. Minarik verstieg sich zu fortgesetzten Beleidigungen und Drohungen, bis Helfenbein sich zum in der Branche ungewöhnlichen Schritt einer Anzeige bei der Rennleitung und bei der Polizei entschloss.

Während die Behörden dem Streit der sportiven Leichtgewichte nur wenig Bedeutung zumaßen, sprach das Renngericht des Verbandes eine drakonische Strafe gegen den Tschechen aus und entzog ihm die Reitlizenz bis Anfang September. Der Reiter verliert dadurch auch mehrere Rittmöglichkeiten auf Deutschlands aktuell bestem Rennpferd Prince Flori. Ob es zu einem Strafrabatt im Gnadenwege kommt, steht noch in den Sternen.

"Ich bedauere, dass es so weit kommen mußte", kommentiert Helfenbein, bei dem sich inzwischen diverse Größen erkundigten, unter welchen Umständen er eine Entschuldigung akzeptieren würde. Nach dem Derby-Meeting soll es zu dem entscheidenden Zusammentreffen der bisherigen Streithähne kommen. Bis dahin hat sich Minarik, immerhin deutscher Jockeychampion 2005, in seiner Heimat Prag verkrochen, fernab von Horn.

Helfenbein eilt weiter von Sieg zu Sieg, hat mit dem Vorjahressieger Electric Beat in der Lotto-Trophy einen prominenten Ritt und mischt mit Invincible Hero auch im Derby mit.