Vor dem Großen Preis von Australien sieht Formel-1-Chef Bernie Ecclestone den Deutschen Ausnahmepiloten als “Weltmeister von morgen“. Alle neuen Boliden im Bild. Die Boxenluder aus aller Welt in Bildern.

Melbourne. Beim Foto-Shooting auf der Zielgeraden im Albert Park inMelbourne wurde Sebastian Vettel von den muskelbepackten australischen Football-Stars Brendan Fevola und Jarrod Waite locker hochgehoben. In der Formel 1 nimmt niemand mehr den 21-Jährigen auf die leichte Schulter. Der jüngste Grand-Prix-Sieger in der Geschichte der "Königsklasse" gilt schon in seinem zweiten vollen Jahr in der PS-Eliteliga als Geheimfavorit für die Saison 2009, die am Sonntag (8 Uhr/RTL und Premiere live) mit dem Großen Preis von Australien beginnt.!

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone sieht in dem Red-Bull-Piloten bereits den "Weltmeister von morgen". Der aktuelle Champion Lewis Hamilton rechnet künftig mit dem Heppenheimer als einen seiner schärfsten Rivalen. Vergleiche mit Rekord-Weltmeister Michael Schumacher sind fast unvermeidlich. Gerhard Berger, sein Ex-Chef bei Toro Rosso, nennt den jungen Deutschen einen "ganzheitlichen Fahrer".

Den trotz seiner jungen Jahren schon erstaunlich abgeklärte Vettel lassen die Lobeshymnen kalt. "Ich lese sehr wenig, was geschrieben wird, und höre auch nicht, was die meisten Leute versuchen zu sagen. Oder versuchen einem einzureden. Ich weiß, warum ich hier bin. Ich habe Spaß an dem, was ich mache", sagte er am Dienstag im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Melbourne. "Und wenn man 1 und 1 zusammenzählt, weiß man: Wenn man einem in die Kiste fährt, war das nicht gut. Und wenn man das Rennen gewinnt, war das gut. Das spürt man auch sehr gut selbst, ob man gerade Mist gebaut hat oder nicht."

Mist gebaut hat das Ausnahmetalent bisher allerdings selten. Er führt in den Formel-1-Kategorien jüngster Grand-Prix-Sieger, jüngster Fahrer auf der Pole Position und jüngster Fahrer mit einem WM-Punkt. Doch Vettel ruht sich nicht auf seinem Talent aus. Der Abiturient ist lernwillig und -fähig. Erfolge freuen, aber beeinflussen ihn nicht. "Es war ein sehr, sehr schöner Tag.Aber bei der nächsten Runde, beim nächsten Rennen hilft das Ergebnis einem nicht, das man im Grand Prix zuvor erreicht hat", meinte er zu seinem Coup von Monza, als er mit dem eigentlich unterlegenen Toro Rosso den Grand Prix von Italien gewann.

Der Lohn war der Aufstieg vom B-Team zum Mutter-Rennstall Red Bull. Doch auch das ist nach Einschätzung von Experten nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zu den Top-Teams wie Ferrari, McLaren-Mercedes oder seinem alten Arbeitgeber BMW-Sauber. Vettel interessiert das im Moment aber nicht. Für ihn zählen nur die "Roten Bullen". Mit ihnen sieht er sich gut gerüstet nach den Wintertests. "Ich denke, wenn man die Tests sieht, war Brawn GPvor allen. Dann die Teams Ferrari, BMW-Sauber, wir, Toyota und Williams. Also fünf Teams sind sehr, sehr nah beieinander", sagte er.

Schon in "Down Under" will Vettel hoch hinaus aber nur sportlich. Abheben wird er nicht. Dafür sorgen die "Erbinformationen" seiner Eltern, wie er sagt. "Ich sehe keinen Grund, anders zu sein aufgrund irgendwelcher Ergebnisse, die ich in meinem Sport erreicht habe, erreichen werde oder auch nicht", meinte er. "Ich bin ganz normal aufgewachsen, ganz normal zur Schule gegangen. Ich bin unterm Strich einer wie jeder andere. Ich bin in dem Sinne nichts Besonderes."