Kurz vor dem Saisonstart der Formel 1 droht der Streit um das neue Reglement zu eskalieren. „Es ist eine Schande, was mit der Formel 1 passiert“, urteilte Lewis Hamilton über die angedachten Regeländerungen des Weltverbandes.

Maranello/Stuttgart. Kurz vor dem Saisonstart der Formel 1 droht der Streit um das neue Reglement zu eskalieren. Nach heftiger Kritik von Fahrern und Teamchefs gingen Weltmeister Lewis Hamilton und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo am Freitag offen auf Konfrontionskurs gegen den Automobil-Weltverband FIA. "Es ist eine Schande, was mit der Formel 1 passiert", urteilte Hamilton. Di Montezemolo, der auch Chef der Teamvereinigung FOTA ist, schimpfte: "Es ist absurd, ernst und gefährlich, dass die Formel 1 eine Woche vor dem ersten Grand Prix in so einer Situation ist, die sehr schlecht für ihre Glaubwürdigkeit, ihre Sicherheit, die Teams, die Autohersteller, die Fans, die Journalisten und die Sponsoren ist."

Rennställe und Piloten fühlen sich von den Beschlüssen der FIA überrumpelt und in der Regel-Debatte übergangen. "Zum ersten Mal in den vergangenen Jahren arbeiten die Teams, Fahrer, Sponsoren und Fans alle zusammen für das Gute in unserem Sport. Jetzt müssen uns die Dachverbände nur noch zuhören und dabei helfen", sagte McLaren- Mercedes-Star Hamilton in Anspielung auf den offensichtlichen Alleingang der FIA.

Bei den Fahrern stößt vor allem der neue WM-Modus auf Widerstand, nachdem schon in der am 29. März in Melbourne beginnenden Saison der Starter mit den meisten Siegen Weltmeister wird. "Diese Art der Entscheidungen verwirrt doch nur die Fans", wetterte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso. Die Teams machen insbesondere Front gegen die freiwillige Budgetgrenze von 33 Millionen Euro, die von 2010 an gelten soll. Derlei Änderungen würden Unsicherheit hervorrufen und "Entscheidungen für die Zukunft erschweren", befand di Montezemolo.

Zuvor hatte schon Ferrari-Berater Michael Schumacher Kritik an den FIA-Entscheidungen geübt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Regeln die Formel 1 weiterbringen", urteilte der siebenmalige Champion. Renault-Teamchef Flavio Briatore bezeichnete die neuen Bestimmungen als "einen kleinen Schock". Die Teams hätten sich im Rahmen der FOTA längst Gedanken über weitgehende Neuregelungen und drastische Einsparungen gemacht. Daher seien die Maßnahmen der FIA unverständlich. "Alle Parteien sollten zusammenarbeiten, um das Ziel zu erreichen", sagte Briatore.

Hartnäckig aber hält sich das Gerücht, FIA-Chef Max Mosley und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone seien an Harmonie nicht interessiert. Das jüngst in ungewohnter Einheit beschlossene Zukunftskonzept der FOTA und der damit dokumentierte Anspruch auf mehr Einfluss hat das "Altherren-Duo" Experten zufolge um die jahrzehntealte Macht- Position fürchten lassen. Die Regel-Revolution sei nun die Antwort auf die FOTA-Pläne und solle neuen Unfrieden unter den Rennställen stiften, heißt es in der PS-Branche.

Die Zahl der Kritiker aber wächst von Tag zu Tag. Es sei schwer zu glauben, dass die Änderungen eine Verbesserung darstellen, meinte Hamilton. In der Debatte um den WM-Modus forderte der spanische Renault-Pilot Alonso die sofortige Rückkehr zum alten Wertungssystem, in dem die Gesamtzahl der Punkte über den Titelgewinn entschied. Skeptisch zeigte sich inzwischen auch der Australier Mark Webber. "Wir könnten einen Weltmeister bekommen, der mehr Fehler macht als der Zweite", erklärte der Red-Bull-Fahrer.