Die Wirtschaftskrise hat die Königsdisziplin des Motorsports erreicht und droht langfristige Etatkürzungen nach sich zu ziehen. Experten blicken gespannt auf die Entwicklungen. Die Rennställe reduzieren ihr Engagement insgesamt um rund eine Milliarde Euro. Alle neuen Boliden im Bild. Die Boxenluder aus aller Welt in Bildern. Welche Frau gehört zu welchem Fahrer?

Melbourne. Die Ausläufer des Finanztsunamis haben auch das Reich von Formel-1-Herrscher Bernie Ecclestone voll erwischt. Honda-Ausstieg und Sponsoren-Flucht haben die "Königsklasse" plötzlich zum Land der begrenzten Möglichkeiten gemacht. Alle bekommen die Folgen zu spüren: Entlassungen bei den Teams, Anreise der Rennställe in der Economy- statt der Business-Class, Auto-Präsentationen ohne Pomp, Partys abgesagt. Im exklusiven Paddock-Club an den Strecken für Vips und Geschäftsleute bleiben Plätze frei, und den Renn-Veranstaltern droht wie beim Saisonstart am Sonntag (8.00 Uhr/RTL und Premiere) in Melbourne ein Zuschauerschwund - und damit weitere Millionen-Verluste.

Die Saus-und-Braus-Gesellschaft muss etwas Neues lernen: Bescheidenheit. "Wir haben in einer Welt gelebt, die wir so nicht wieder erleben werden", meint Katja Heim, Geschäftspartnerin von Ecclestone und mit ihrer Agentur KHP Vermarkterin mehrerer Strecken. "Es werden zwei harte Jahre für die Formel 1", glaubt sie.

Team-Budgets von bis zu 400 Millionen Euro gehören der Vergangenheit an. Max Mosley, als Präsident des Automobil- Weltverbandes FIA gern in der Rolle des obersten Sparkommissaren, beklagt schon lange die "Kultur der Verschwendung" und sieht die Schuld in erster Linie bei den Autokonzernen. Die sind wirtschaftlich die Zugpferde der Formel 1.

Spätestens mit der globalen Krise ist aber auch bei denen die Erkenntnis gewachsen, auf die Kostenbremse zu treten. Der Absatz ging runter, die Zahl der Kurzarbeiter und der Entlassenen ging rauf. In den Vorständen sind Aber-Millionen für den Rennsport so kaum zu rechtfertigen. "BMW gibt heute mit dem eigenen Team für die Formel 1 bereits 40 Prozent weniger aus als 2005 zu Zeiten als Motorenlieferant bei Williams", weist BMW-Motorsportchef Mario Theissen auferste Sparerfolge bei seinem Team BMW-Sauber hin.

Not macht einig: Insgesamt wollen die zehn Rennställe in diesem Jahr dank massiver Regeländerungen und Restriktionen beim Einsatz von Motoren und Tests 30 Prozent und damit rund eine Milliarde Euro weniger als im Vorjahr in den Kreisverkehr stecken. 2010 soll die Gesamtsumme sogar um 50 Prozent niedriger liegen als 2008.

In ihrer Teamvereinigung stimmten die Rennställe weiteren Maßnahmen ungewohnt einhellig zu. Motto: Mehr Action für weniger Geld. Es soll die Balance gefunden werden zwischen Gesundschrumpfen und Kaputtsparen. FIA-Chef Mosley und der Weltrat fuhren der FIA aber in der vergangenen Woche mit der Verabschiedung einer Regel für 2010 in die Parade, nach der die Teams, die ihr Budget auf 33 Millionen Euro einschränken, technisch mehr freie Hand haben als die Rennställe mit unbegrenzten Mitteln.

Ob das hilft, Teams in der Formel 1 zu halten oder sogar neue dazu zu gewinnen, bleibt abzuwarten. Vieles hängt von den Sponsoren ab. Das Schicksalsjahr wird 2010, wenn die Krise voll durchschlägt. Schon in diesem Jahr sollen laut einer Erhebung des Internetportals "motorsport-total.com" 80 Millionen Euro weniger an Sponsoren-Geldern geflossen sein Tendenz sinkend. Vor allem Banken fliehen und kündigen wie die angeschlagene und teil-verstaatlichte Royal Bank of Scotland (Williams) und Ing Diba (Renault) ihre Ausstiege an.

Die PS-Protagonisten sind indes immer noch von der Marke Formel 1 überzeugt. "Eine Werbekampagne mit vergleichbarer Durchschlagskraft hätte ein Vielfaches unserer Formel-1-Aufwendungen gekostet", wirbt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug für ein Engagement bei McLaren-Mercedes. Marketing-Expertin Katja Heim warnte Sponsoren vor der verfrühten Abfahrt aus der Formel 1: "Wenn man alles stoppen würde, würde sich das am Ende sehr negativ auswirken." Die Formel 1 sei noch immer eine der besten Marketing-Plattformen.