Beim Diffusor hört die Freundschaft auf. Egal wie groß die Formel-1-Verdienste von Ross Brawn sind und wie sehr die anderen Teams zum Erhalt von...

Melbourne. Beim Diffusor hört die Freundschaft auf. Egal wie groß die Formel-1-Verdienste von Ross Brawn sind und wie sehr die anderen Teams zum Erhalt von dessen Rennstall beigetragen haben - wenn man der Konkurrenz davonzufahren droht, ist Schluss mit lustig. Mit seinen starken Test-Auftritten hat sich das nach Brawn benannte Honda-Nachfolgeteam zum Sieganwärter beim Saisonauftakt am Sonntag (8 Uhr MESZ/RTL und Premiere live) in Melbourne gemacht - wenn der Rennwagen nicht doch in letzter Minute verändert werden muss.

Die Konkurrenten wollen die bärenstarken Brawn-Boliden ausbremsen. Erste Möglichkeit dazu: der hintere Teil des Unterbodens, der sogenannte Diffusor. Brawn GP, Williams und Toyota legten das Regelwerk in diesem Punkt sehr weit aus und verschafften sich mit einem Doppel-Diffusor einen aerodynamischen Vorteil, der angeblich bis zu fünf Zehntelsekunden pro Runde bringt. Illegal rufen die Rivalen, legal meint der Fia-Rennleiter Charlie Whiting.

An vorderster Front der Protestler stehen Ferrari, Renault und Red Bull. Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko kündigte für morgen einen Einspruch an, sollte das Teil nicht regelkonform sein. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sagte: "Ist er in Ordnung, müssen die anderen Teams - wir eingeschlossen - versuchen, uns anzupassen. Denn in diesem Bereich des Autos wird Leistung erzeugt."

Für Brawn ist das Kopfzerbrechen der Konkurrenz Anerkennung seiner Arbeit. Nach dem überraschenden Ausstieg des japanischen Automobil-Herstellers Honda Anfang Dezember stand das im englischen Brackley beheimatete Team vor dem Aus. Zu dem Zeitpunkt war das Auto, Modelljahr 2009, längst fertig. Als die Konkurrenz ihre ersten Wintertests machten, kämpfte Brawn noch um die Zukunft des Rennstalls. Aus Mangel an Geldgebern übernahm er Anfang März selbst das Team für einen symbolischen britischen Pfund, bekam von Honda noch eine Starthilfe von geschätzten 100 Millionen Euro. Beim einzigen Test-Gipfeltreffen aller Teams in Barcelona setzten Jenson Button und Rubens Barrichello dann auf Anhieb eine Bestzeit nach der anderen.