Die türkische Ehefrau des HSV-Sportchefs Dietmar Beiersdorfer drückt den Hamburgern die Daumen. HSV-Trainer Martin Jol setzt auf eine verbesserte Defensivleistung, auf Michael Gravgaards Rückkehr und auf einen Heimsieg. Die voraussichtlichen Startformationen des deutsch-türkischen Duells.

Hamburg. Für Olcay Beiersdorfer ist die Sache klar. Die Ehefrau von Dietmar Beiersdorfer hält natürlich zu ihrem Mann und damit zum HSV, der den 45-Jährigen als Sportchef beschäftigt. Ihr Vater Oruc Yagbasan allerdings ist glühender Fan von Galatasaray Istanbul und steckt damit am Donnerstag (18 Uhr/live in der ARD) in einem echten Gewissenskonflikt, wenn beide Teams im Achtelfinal-Hinspiel des Uefa-Cups in der Hansestadt aufeinandertreffen.

Ein typisches Familienschicksal in der höchsten Führungsebene. 60.000 Türken leben in Hamburg, die der Partie entgegenfiebern. Das Stadion ist mit 52 000 Zuschauern ausverkauft, in den freien Verkauf ging allerdings keine Karte. Nur das Pflichtkontingent von etwa 5000 Tickets wurde an die türkischen Fans verkauft, der Rest versuchte sich für Wucherpreise auf dem Schwarzmarkt zu versorgen. "Ich hoffe sehr, dass es am Donnerstag so fair zugeht wie im Sommer, als bei der EM Deutsche und Türken im Halbfinale aufeinandertrafen", sagt Beiersdorfer, "da haben alle miteinander gefeiert."

Auf dem Platz allerdings wird es auf jeden Fall heiß zugehen. Nach der 1:4-Pleite in Mönchengladbach fordert HSV-Trainer Martin Jol "mehr Aggressivität" und eine deutlich härtere Zweikampfführung. Die Fehler wurden auf Video analysiert, die Mannschaft noch einmal auf die große Aufgabe eingeschworen. "Wir arbeiten daran wieder Selbstvertrauen aufzubauen", so Jol, der sich entschieden hat, mit einem Kuschelkurs einer möglichen Krise zu entkommen statt draufzuhauen: "Ich rechne mit einer Trotzreaktion", sagt er, "das ist immer so bei guten Mannschaften. Und gerade international haben wir uns diese Saison gut präsentiert."

Der emotionale Knaller gegen den türkischen Meister kommt da möglicherweise gerade recht. "Das Spiel hat Champions-League-Charakter", sagt Mittelfeldspieler Piotr Trochowski, der sich seit ein paar Wochen in einem (körperlichen?) Leistungsloch befindet.

Intern hat es schon gescheppert, Torjäger Mladen Petric vermutete zuletzt eine fehlende Siegermentalität bei einigen Kollegen. "Es gibt Situationen, in denen man auch mal auf den Tisch hauen muss, das ist jetzt passiert", sagte der Kroate, Mannschaftskapitän David Jarolim erklärte: "Von Krise ist hier keine Rede, wir werden nicht zurückfallen. Wir haben ein anderes Jahr und einen anderen Trainer."

Der atmete auf, dass sich Innenverteidiger Michael Gravgaard nach seinem Fingerbruch wieder zurückmeldete, gestern allerdings wegen Leistenproblemen nach dem Training behandelt wurde. "Ich gehe aber davon aus, dass wir ihn bis zum Spielbeginn wieder hinbekommen", so Jol. Eine Sorge weniger in der so brüchigen Defensive, wo auch Guy Demel und die Langzeitverletzten Bastian Reinhardt und Thimothee Atouba ausfallen. Alex Silva kann somit wieder in das Mittelfeld vorrücken.

Personalprobleme hat aber auch sein Gegenüber Bülent Korkmaz. Erst am Dienstag wurde der ehemalige Stuttgarter Fernando Meira für fast sieben Millionen Euro an Zenit St. Petersburg verkauft. Stürmer Milan Baros ist gesperrt, die etatmäßige Innenverteidigung fällt aus. "Wir sollten in Hamburg vorlegen, mit einem 2:0 wäre ich sehr zufrieden", sagt Jol, "hier haben wir schließlich die Unterstützung unserer Fans" - darunter auch Olcay Beiersdorfer.