HSV-Trainer Martin Jol spricht von Problemen in der Defensive und fordert ein entsprechend konsequentes Vorgehen gegen die Türken. Galatasaray verkauft dene ehemaligen Stuttgarter Fernando Meira zu Zenit St. Petersburg.

Hamburg. Ob er sich Gedanken mache? Dietmar Beiersdorfer nickt. Ob er Gründe für die schwache Defensive hat? "Wir spielen zu selten in der gleichen Defensivformation." Drei Gegentore beim KSC, drei gegen Wolfsburg und vier in Mönchengladbach - ob sich der Sportchef Sorgen macht? Beiersdorfer nickt, sagt aber nichts.

Das übernimmt dafür Trainer Martin Jol. Der Niederländer spricht offen von einem "Problem in der Defensive" und benennt die Ursachen: "Wir haben bislang zehn Spieler in der Abwehr einsetzen müssen - das ist eine zu hohe Zahl."

Die Gegentore seien für ihn auch die logische Konsequenz aus den Verkäufen wichtiger Defensivstützen wie Nigel de Jong und Vincent Kompany sowie Ausfällen von Stammspielern wie Bastian Reinhardt oder aktuell auch Guy Demel. Die Vielzahl der Verkäufe wichtiger Spieler sei zudem ein Indiz dafür, dass der HSV noch ein Ausbildungsverein sei. Jol: "Entwicklung ist diese Saison unser Motto."

Nur gut, dass sich auch der der Achtelfinalgegner im Uefa-Cup, Galatasaray Istanbul (morgen 18 Uhr, Nordbank-Arena/ARD live), mit ähnlichen Sorgen herumplagt. Schließlich wurde gestern der ehemalige Stuttgarter und zentrale Abwehrmann, Fernando Meira, für sieben Millionen Euro per sofort zu Zenit St. Petersburg verkauft und fehlt schon am Donnerstag gegen den HSV. Jol scherzend: "Ich weiß gar nicht, ob die noch genug Spieler haben."

Dabei ist dem HSV-Trainer angesichts des Torverhältnisses von 35:35 in der Bundesliga nicht nach Scherzen zumute. "Die Punkte und unser Tabellenplatz stimmen zwar", so Jol, "aber unser Zweikampfverhalten nicht."

Indem er seine Handflächen gegeneinander schlug, versuchte Jol deutlich zu machen, dass ihm Aggressivität fehlt: "Wir müssen härter attackieren, dürfen nicht so viele Dribblings zulassen", sagt Jol, der wieder auf Michael Gravgaard zurückgreifen kann. Jol warnt damit vor der größten Stärke der Türken, bei denen der ehemalige Schalker Lincoln im Mittelfeld die Fäden zieht: "Sie sind wendig, trickreich und schnell. Aber sie haben - genau wie wir - hinten Probleme." Deshalb sei die nächste Entwicklungsstufe für sein Team dran: "Große Teams spielen hinten zu Null und machen vorne den Unterschied. Das wollen wir."