Nach dem Pokalaus in Leverkusen wird die Kritik an Bayern Münchens Trainer Jürgen Klinsmann immer lauter. Nun meldet sich auch “Klinsis“ Vorgänger Ottmar Hitzfeld erstaunlich lautstark zu Wort. Sehen Sie hier Bilder von Bayern Münchens derzeit erfolglosem Trainer Jürgen Klinsmann.

Düsseldorf. Als Jürgen Klinsmann mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen nichts als hilflos wirkende Durchhalteparolen formulierte, hatte sich vor den Stadiontoren längst der erste Widerstand formiert. "Klinsmann raus", schallte es dem Bayern-Tross vom frustrierten Anhang entgegen, nachdem das Münchner Starensemble mit 90-minütigem Alibi-Fußball ohne Leidenschaft und Emotionen beim 2:4 gegen Bayer Leverkusen in Düsseldorf eine bittere Pokal-Schmach erlebt und die erste Titel-Hoffnung der Saison im Viertelfinale verspielt hatte.

Der Unmut der Bayern-Fans richtete sich klar gegen den Trainer, der vor acht Monaten mit großen Erwartungen und mit allen Kompetenzen ausgestattet das Projekt Bayern in Angriff genommen hatte. Nach dem Absturz in der Bundesliga auf Platz fünf und dem Pokal-K.-o. scheint die Schonfrist für Klinsmann beendet zu sein. Beim FC Bayern wird immer mehr die Trainer-Diskussion in Gang gesetzt, auch wenn sich Manager Uli Hoeneß - zumindest öffentlich - daran noch nicht beteiligen will: "Es macht keinen Sinn, diese Dinge zu kommentieren. Man muss nicht jedem, der rumschreit, gleich nachgehen."

Die Abteilung Attacke hatte an diesem deprimierenden Abend geschlossen, stattdessen mahnte Hoeneß ("Es macht keinen Sinn, auf die Spieler draufzuhauen") zur Ruhe und Besonnenheit. Doch selbst Premiere-Experte und Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld fällte ein vernichtendes Urteil. "In Leverkusen kann man ausscheiden, doch die Leistung in den ersten 70 Minuten war diskussionswürdig. Das war schon eine Blamage", sagte der Schweizer Nationaltrainer: "Neben den Erfolgen in der Champions League muss man jetzt auch in der Bundesliga nachlegen, sonst kann der Vorstand nervös werden."

Ruhe dürfte in diesen Tagen an der Säbener Straße kaum aufkommen, und allmählich gehen dem ratlos erscheinenden Klinsmann ("Die Niederlage nervt") die Argumente aus. Man müsse an der Konstanz arbeiten und eine Serie starten, meinte der frühere Bundestrainer. Er will sich der Verantwortung stellen: "Natürlich halte ich den Kopf hin. In München werden die höchsten Ansprüche gestellt. Dem muss man sich stellen. Das tue ich auch." Trotzdem könne seine Mannschaft mit jedem Team in Europa mithalten.

Zweifel sind angebracht nach der Leistung vor 50 500 Zuschauern in der ausverkauften Düsseldorfer Arena. Über weite Strecken erteilte Bayer den Bayern mit herrlichem Kombinations- und Angriffs-Fußball eine Lehrstunde. Man dürfe nicht so überheblich sein und glauben, jedes Jahr drei Titel zu gewinnen, meinte Hoeneß zwar, unter den Spielern herrscht derweil Ratlosigkeit. "Es sind die selben Spieler, die letzte Saison gespielt haben. Wir rufen aber nicht das ab, was wir können", sagte der türkische Nationalspieler Hamit Altintop. "Wir dürfen uns jetzt nicht gegenseitig kaputt machen." Am Sonnabend (15.30 Uhr/Premiere live) steht das fragile Bayern-Gebilde gegen den Abstiegskandidaten Hannover erneut auf dem Prüfstand.


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