Die Sorge vor Ausschreitungen ist groß, entsprechend riesig wird auch das Aufgebot der Sicherheitskräfte sein. Vor dem Nordderby FC St. Pauli - Hansa Rostock richtet das Präsidium des Kiezklubs einen Appell an das Publikum.

Hamburg. Der Auftrag der Fans war unmissverständlich: "Ihr auf dem Platz, wir auf den Rängen - Rostock versenken!!!" stand in großen braunen Buchstaben auf einem am Trainingsgelände an der Kollaustraße gestern aufgehängten Transparent geschrieben. Mehr als 25 Kiebitze - die meisten ganz in schwarz gekleidet - ließen keine Zweifel aufkommen, dass für sie das heutige Heimspiel gegen Hansa Rostock (18 Uhr/Premiere) kein normales Zweitligaspiel ist. Das weiß auch Trainer Holger Stanislawski: "Unsere Jungs können sich natürlich vorstellen, was auf den Rängen los sein wird. Aber wir müssen uns ab 18 Uhr nur auf das Sportliche konzentrieren."

Angesichts von mehreren Hundertschaften der Polizei und ähnlich vielen gewaltbereiten Fans, die sich für das Nordderby angekündigt haben, dürfte Stanislawskis Appell an die Mannschaft nicht ganz einfach in die Tat umzusetzen sein. So versucht Stürmer Morike Sako, den zuletzt eine Grippe plagte, gar nicht erst die Brisanz der Partie kleinzureden. "Natürlich ist das für mich ein besonderes Spiel ", gibt Sako ohne Umschweife zu und lässt noch mal die Bilder aus dem Hinspiel in Gedanken Revue passieren. Damals wurde der Stürmer mit lautstarken Affengeräuschen und rassistischen Rufen beleidigt, ließ sich anschließend selbst zu drohenden Gesten hinreißen und konnte schließlich nur durch seine Mitspieler beruhigt werden. "Diese Beleidigungen habe ich nicht vergessen. Ich will versuchen, diese Leute durch meine Leistung ruhig zu stellen", sagt Sako, der gute Chancen auf einen Einsatz von Anfang an hat.

Ebenfalls beste Chancen auf seinen ersten Einsatz 2009 von Anfang an dürfte Innenverteidiger Marcel Eger haben, der dem zuletzt wackligen Abwehrzentrum Stabilität bescheren soll. Ob für Eger Fabio Morena oder Ralph Gunesch weichen muss, wollte Stanislawski gestern noch nicht verraten. "Die Aufstellung steht zwar mehr oder weniger fest - aber wir wollen versuchen, Rostock zu überraschen."

Darf man mehreren Internetforen Glauben schenken, scheinen auch die Fans des Lokalrivalen HSV für eine Überraschung gut zu sein. So sollen die Hamburger, die traditionell eine innige Feindschaft zum FC St. Pauli pflegen, angekündigt haben, am heutigen Abend die Anhänger des Stadtrivalen beim möglichen Aufeinandertreffen mit Rostocker "Fans" zu unterstützen. "Wir haben von diesen Gerüchten gehört", bestätigt Teammanager Christian Bönig die Ankündigungen (weitere Berichte zu den möglichen Ausschreitungen auf Seite 13).

St. Paulis Präsidium rief gestern per Pressemitteilung seine Fans auf, auf Krawalle zu verzichten. "Die Vorkommnisse rund um das Hinspiel vom vergangenen September haben berechtigten Zorn hervorgerufen, und Ihr habt jedes Recht, Euren Unmut darüber kundzutun, dennoch sollten die Geschehnisse nicht zum Anlass für gewalttätige Auseinandersetzungen genommen werden", heißt es in dem öffentlichen Schreiben. Ob der Appell bei den Anhängern auch wirklich Gehör findet, wird sich im Verlauf des heutigen Tages zeigen.