St. Paulis Sicherheitschef Sven Brux steht vor einem der heikelsten Nordderbys zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot zur Partie an und will die verfeindeten Gruppen frühzeitig voneinander trennen.

Hamburg. Mehrere Hundertschaften der Polizei aus verschiedenen Bundesländern, zahlreiche Szenekundige Beamte und ein von 240 auf die Rekordzahl von 310 Ordnern aufgestockter Sicherheitsdienst. Für die Zweitligapartie zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock (Freitag, 18 Uhr, Millerntor) werden schwere Krawalle befürchtet.

Den Fans des 1. FC Kaiserslautern war schon vor zehn Tagen klar geworden, dass das Spiel besondere Brisanz mit sich bringen würde. Es war am 23. Februar, der FCK trat auswärts beim Montagsspiel der Zweiten Liga in Hamburg an, als einige Anhänger im Gästeblock Fans aus Rostock bemerkten. Zäune wurden inspiziert, das Verhalten der Ordner beobachtet. Kurzum: die Unbekannten von der Ostsee verschafften sich ein Bild der Lage. Mit Blick auf das Hinspiel, als St. Paulianer vor und nach dem Spiel von Rostockern tätlich angegriffen worden waren (insgesamt 15 Verletzte), eine beunruhigende Tatsache.

Auffällig ist, wie stark auf Rostocker Seite Mobilmachung betrieben wird. "Alle nach Hamburg, auch ohne Karte", heißt es nicht nur auf der Internet-Seite der "Suptras", einer Rostocker Fangruppierung. Hintergrund: Neben den 1500 Tickets, die Hansa gegen Aufnahme der Personalien verkauft hat, sollen 5000 weitere "Schlachtenbummler" nach Hamburg reisen wollen. Aus dem In- und Ausland haben sich politisch motivierte Gruppen angekündigt - linke wie rechte.

Die Polizei hat sich vorbereitet und wird versuchen, die beiden verfeindeten Fanlager mit einem Großaufgebot zu trennen und rund um das Stadion Präsenz zu zeigen. Im Gegensatz zur Deeskalationstaktik im Hinspiel, soll nun konsequent durchgegriffen werden. "Unsere Beamten werden eine niedrige Einschreitschwelle gegen Gewalttäter haben, wir rechnen mit mehreren Hundert Problemfans der Kategorie C auf beiden Seiten", sagt Polizeisprecher Ralf Meyer, der angibt, dass es bereits an Häuserwänden im Viertel St. Pauli Hinweise auf mögliche Treffpunkte von verabredeten Krawallen gäbe.

Auch beim FC St. Pauli hat man sich präpariert. "Eine solche allgemeine Brisanz und Aufregung bei unseren Fans habe ich zuvor noch nie erlebt", sagt Sven Brux, seit 1998 Sicherheitschef am Millerntor, "aber wir sind so massiv aufgestellt, dass wir sagen können, das Maximale getan zu haben." So wurde die Bewachung des Stadions schon in den letzten Tagen verstärkt. Es sollen keine Feuerwerkskörper oder Waffen hinein geschmuggelt werden.

Dort sorgen Freitag im Gästebereich übrigens auch Ordner aus Rostock für Sicherheit. Und auch die haben ihre Hausaufgaben gemacht. Die Hansa-Fans waren vor zehn Tagen nicht die einzigen Fremden im Kaiserslautern-Block.