Mit einem 3:0-Sieg hat die Elf von Joachim Löw das vorletzte Spiel vor der WM gewonnen. Mit dabei waren auch die vier Hamburger.

Budapest. Auch ohne die neuen Anführer Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger ist das WM-Experiment in Ungarn vollauf geglückt. Beim ungefährdeten 3:0 (1:0) der Fußball-Nationalmannschaft am Samstagabend in Budapest gewann Bundestrainer Joachim Löw beim 475. deutschen Länderspielsieg einige wichtige Erkenntnisse zwei Wochen vor dem Turnier in Südafrika. Lukas Podolski (5. Minute) per Foulelfmeter sowie die eingewechselten Stürmer Mario Gomez (69.) und Cacau (73.) sorgten vor rund 20.000 Zuschauern für den klaren Erfolg gegen einen willkommenen Sparringspartner. Der echte Härtetest für die WM-Elf wird aber erst bei der Generalprobe gegen Bosnien- Herzegowina am kommenden Donnerstag in Frankfurt erfolgen, wenn auch der Bayern-Block komplett dabei sein wird.

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Im 48. Länderspiel unter seiner Regie bot Löw eine offensiv ausgerichtete Elf auf, in der er in der Verteidigung einiges ausprobierte. Anstelle des frisch gekürten WM-Kapitäns Philipp Lahm, der wie seine Bayern-Kollegen Schweinsteiger, Thomas Müller und Hans-Jörg Butt die Reise nach Budapest nicht angetreten hatte, testete Löw auf der rechten Abwehrseite den Hamburger Jerome Boateng. Links durfte in der vorletzten Testpartie vor der WM der Schalker Heiko Westermann vorspielen. In der Mitte ließ er erstmals den Berliner Arne Friedrich, der an seinem 31. Geburtstag ordentlich agierte, neben dem gesetzten Abwehrchef Per Mertesacker verteidigen.

Drei Tage vor Bekanntgabe des endgültigen WM-Kaders erwischte die DFB-Elf bei optimalen äußeren Bedingungen einen Auftakt nach Maß. Nachdem Ungarns einziger Angreifer Sandor Torghelle vom FC Augsburg Mertesacker nach einer Ecke umgerissen hatte, verwandelte Podolski den fälligen Strafstoß sicher zum 1:0. Es war sein 38. Treffer im 72. Länderspiel, mit dem er im DFB-Dress seine 100-Prozent-Quote vom Elfmeterpunkt ausbaute (3 Versuche/3 Treffer).

Die frühe Führung spielte dem Löw-Team im Spiel 1 nach dem WM-Aus von Michael Ballack perfekt in die Karten. Angetrieben vom starken Regisseur Mesut Özil zog die Mannschaft ihr direktes Flachpass-Spiel auf, das sie in den vergangenen Tagen immer wieder eingeübt hatte. Dabei gefiel auch der Hamburger Piotr Trochowski, der sich auf der rechten Mittelfeldseite als Kandidat für die WM-Startelf anbot, sich aber nach starkem Beginn auch einige Ballverluste leistete.

Überzeugend agierten bei den im WM-System 4-2-3-1 aufgebotenen Deutschen Ballack-Ersatz Sami Khedira und der Leverkusener Toni Kroos auf der Doppel-Sechs. Beide schalteten sich immer wieder in den Spielaufbau ein, waren im Ferenc-Puskás-Stadion gegen harmlose Ungarn defensiv aber auch kaum gefordert. Positiv vor allem der Auftritt von Youngster Kroos, der Schweinsteiger gut vertrat und sich nach den Verletzungen von Ballack und Christian Träsch als echte Alternative auf dieser Position anbot.

Die unterlegenen Hausherren hatten es einzig Keeper Gabor Kiraly zu verdanken, dass sie nur mit einem 0:1-Rückstand in die Kabine gingen. Nach Podolskis frühem Treffer entwickelte sich zwischen der 11. und 17. Minute ein Privatduell zwischen dem spielfreudigen, im Abschluss aber zu leichtfertigen Özil und dem überragenden Kiraly. Gleich dreimal tauchte der Bremer, von Trochowski und Khedira jeweils glänzend freigespielt, alleine vor dem 1860-München-Keeper auf - dreimal hatte der Ungar das bessere Ende für sich.

Noch mehr als die neu formierte Viererkette und das Mittelfeld stand Manuel Neuer im Fokus. In seinem ersten Spiel als neue Nummer Eins hatte der Schalker seine Feuertaufe zu bestehen – und machte dabei einen sicheren Eindruck. Allerdings hatte er kaum Gelegenheiten sich auszuzeichnen, aber wenn er gebraucht wurde, war der 24-Jährige da. So etwa in der 26. Minute, als Neuer seinem Ruf als mitspielender Torwart gerecht wurde und im Herauslaufen vor Torghelle klärte. Nur in der Nachspielzeit musste er mit einer Parade glänzen.

Einzige Spitze war der Münchner Edelreservist Miroslav Klose, der in seinem 95. Länderspiel seinen Bayern-Kollegen Lahm als Spielführer vertrat. Der 31-Jährige rackerte vorbildlich, zugleich war ihm aber auch die fehlende Spielpraxis anzumerken. Im zweiten Durchgang musste Klose seinem Vereinskameraden Gomez weichen. Und der 24-Jährige brauchte nur wenige Minuten, um nach Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten Marko Marin ein persönliches Erfolgserlebnis zu feiern.

Nach Wiederanpfiff brachte Löw, der die Partie zum Experimentieren nutzte, frische Kräfte. Für Khedira, der nach Oberschenkelproblemen vorsichtshalber draußenblieb, rückte HSV-Profi Dennis Aogo neben Kroos. Zudem kam der Stuttgarter Cacau, der 18 Minuten vor Schluss überlegt zum 3:0 abschloss, für Özil ins Spiel. Wenig später erhielt auch der Hamburger Marcell Jansen nach seiner Fußverletzung die Möglichkeit, im linken Mittelfeld einen halbstündigen Härtetest zu absolvieren. Kurz vor Abpfiff durfte dann auch noch Länderspiel- Neuling Holger Badstuber noch Reinschnuppern. Der Spielaufbau litt unter diesen vielen Wechseln, aber dennoch kam das Löw-Team durch Gomez und Cacau zu weiteren Treffern.

Die Statistik:

Ungarn: Kiraly - Bodnar, Vanczak, Juhasz, Bodor - Szelesi, Vadocz, Huszti, Koman, Dzsudzsak - Torghelle.

Deutschland: Neuer - Boateng, Mertesacker, Friedrich (72. Badstuber), Westermann - Khedira (46. Aogo) - Trochowski (60. Jansen), Özil (46. Cacau), Kroos (60. Marin), Podolski - Klose (60 Gomez).

Schiedsrichter: Larssen (Dänemark).

Tore: 1:0 Podolski (FE/4.), 2:0 Gomez (68.), 3:0 Cacau (72.).