Drei Spieler aus dem vorläufigen Aufgebot muss Löw zu Hause lassen. Den Stürmern hatte er bereits einen Freifahrtsschein ausgestellt.

Sciacca. Das WM-Casting ist in vollem Gange, doch die Wackelkandidaten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wollen von einer Ausbootung noch nichts wissen. "Die Enttäuschung wäre natürlich riesengroß, wenn ich wieder nicht dabei wäre. Aber die Situation ist diesmal eine ganz andere als vor der EM 2008. Ich habe national und international eine gute Saison mit Werder Bremen gespielt und mich in allen Bereichen weiterentwickelt", sagte Marko Marin, der vor zwei Jahren als einer von drei Spielern neben Jermaine Jones und Patrick Helmes den Sprung auf den EM-Zug verpasste.

BALLACK BEI GOTTSCHALK AUF DER COUCH

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von DFB-Kapitän Michael Ballack muss Bundestrainer Joachim Löw am 1. Juni drei Spielern für die WM die "Rote Karte" zeigen. Den sechs Stürmern stellte Löw zuletzt bereits einen Freifahrtschein für die Afrika-Safari aus, auch die drei Torhüter Manuel Neuer, Tim Wiese und Jörg Butt werden- sofern es keine Verletzung gibt - definitiv mit nach Südafrika reisen. Das Hauen und Stechen um die WM-Plätze findet also im Mittelfeld und in der Abwehr statt.

Das Fehlen von Ballack lässt insbesondere die offensiven Mittelfeldspieler bangen. Während Sami Khedira und Christian Träsch neben Bastian Schweinsteiger nun die einzigen beiden Spieler auf der Sechser-Position sind, dürfte für die beiden Profis vom VfB Stuttgart die WM-Teilnahme sicher sein.

Dagegen wird es insbesondere für Marin und den Hamburger Piotr Trochowski ganz eng. «Ich will unbedingt bei der WM dabei sein und werde mich in jedem Training anbieten. Am Ende entscheidet der Bundestrainer», sagte Trochowski, der unter dem ehemaligen HSV-Coach Bruno Labbadia einige Probleme hatte.

Probleme hatte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in den vergangenen Monaten aber vor allem in der Defensive. Auch beim 3:0 gegen Fußball-Zwerg Malta am vergangenen Donnerstag wurde einmal mehr deutlich, dass die Defensive derzeit schwächelt.

LÖWS DREI-PHASEN-PROGRAMM

So musste der Stuttgarter Serdar Tasci bereits nach 45 Minuten vom Feld, weil er sich mehrfach vom ehemaligen Lauterer Profi Michael Mifsud hatte vorführen lassen. Selbst Abwehrchef Per Mertesacker zeigte in dieser Saison wie beim 0:4 im Pokalfinale gegen Bayern München ungewohnte Schwächen.

Nichtsdestotrotz ist Mertesacker gesetzt, was für Tasci nicht mehr uneingeschränkt gilt. Denn der Münchner Holger Badstuber könnte den Deutsch-Türken in letzter Sekunde noch aus dem Kader kegeln. Einiges hängt aber auch davon ab, wie sich die Verletzung von Marcell Jansen entwickelt. Zwar setzte Löw den Hamburger zuletzt ein wenig unter Druck, dennoch hat Jansen gute Chancen.

Nur geringe Chancen hat dagegen Hoffenheims Rechtsverteidiger Andreas Beck, da der Berliner Arne Friedrich wegen seiner Erfahrung und Philipp Lahm wegen seiner Spielstärke ohnehin gesetzt sind. Große Hoffnungen macht sich dagegen derzeit Dennis Aogo, der gegen Malta überzeugte. Auch Löw lobte anschließend Aogo - das könnte allerdings gefährlich sein. Denn vor der EM 2008 sang Löw auch ein Loblied auf Marin, sortierte ihn bei der endgültigen Nominierung dann aber doch aus.