In Schlangenlinien windet sich der Pfad der Götter um den Puig de Randa. Gleich drei Klöster thronen auf Mallorcas einzigem Tafelberg. Im obersten, dort, wo man Gott am nächsten ist, wohnte einst der katalanische Philosoph, Schriftsteller und Missionar Ramon Llull.

Am Fuße eines großen Tafelbergs zwischen Algaida nach Llucmajor windet sich eine haardünne Straße durch das beschauliche Bergdorf Randa. Vorbei an Zitronenbäumen und zugeklappten Fensterläden schlängelt sich die Strasse um einen 542 Meter hohen Tafelberg, an dessen Kamm die drei Klöster liegen.

Das unterste, das Santuari de Nostra Senyora de Gràcia (15. Jh.), klebt wie ein Schwalbennest am Fuße der senkrecht aufragenden Felswände. Hinter einem Torbogen führt ein Fußweg an üppigen Blumengärten vorbei zu einer kleinen Aussichtsplattform. Von dort aus blickt man über die Ebene von Llucmajor bis zu den Cabrera-Inseln.


Fährt man den Pfad der Götter bis zum Ende, gelangt man schließlich zum bedeutendsten der drei Klöster: dem Santuari de Nostra Senyora de Cura (13. Jh.). Zwischen adretten Blumenbeeten und duftenden Kräutern verstrahlt hier eine kleine Kirche kontemplative Stille. Neben der Kapelle zeigt ein kleines Museum im Grammatiksaal der Klosterschule den Nachlaß von Ramon Llull. Dieser frönte in jungen Jahren zunächst dem höfischen Hedonismus, wurde dann jedoch von wiederholten Visionen des gekreuzigten Jesu dazu veranlaßt, sein Leben in den Dienst der christlichen Mission zu stellen. 1263 klopfte Ramon Llull an die Türe des Cura-Klosters und schrieb in der Zurückgezogenheit des bergigen Hochlands seine ersten bedeutenden Bücher. Bis ans Ende seines Lebens sollten noch über 250 zusammenkommen die meisten davon auf Katalan. Nebenbei verrichtete Llull Missionsarbeit in aller Welt vor allem jedoch in Zypern und Paris.

Neben dem Nachlaß von Ramon Llull gibt es noch andere gute Gründe, bis den Gipfel des Tafelbergs zu erklimmen: Zum einen kann man von einer Aussichtsplattform aus zusehen, wie sich Flugzeuge zischend und brausend auf Palma hinabsenken, zum anderen trinkt man hier und nur hier den zauberhaften Licor Randa .