Hunde und Katzen - ich habe eine schlechte Nachricht für Euch: Ihr habt Konkurrenz bekommen. Frauchen und Herrchen lieben nämlich ein neues Haustier: Und dieses Haustier lebt genau dort, wohin Ihr so gerne in den Urlaub fahrt: an der Nord- und Ostsee. Stellt Euch darauf ein, dass die Tierliebe nun eine geteilte sein wird. Die Möwe ist los!

An dieser Stelle möchte ich gleich einmal Danke sagen. Danke an die vielen Menschen, die sich in den letzten Jahren so hingebungsvoll um die Zähmung der Möwen gekümmert haben. Ohne die vielen ehrenamtlicher Helfer wäre das gar nicht möglich, was wir jetzt erleben dürfen. Sie alle haben auf Sylt, in St. Peter-Ording, in Warnemünde tagtäglich dafür gesorgt, dass die einst so scheuen Seevögel nun handzahm sind.

Danke an Sie alle, dass Sie ihre Fischbrötchen, Pommes Frites und Eiswaffeln so selbstlos geteilt haben. Ohne Sie würden die Möwen weiterhin stundenlang über der See segeln und dann völlig entkräftet vom Himmel fallen. Sie alle haben die Möwen vor dem sicheren Hungertod bewahrt. Und noch mehr als das. Keine Möwe muss heute mehr unter Mangelerscheinungen leiden. Sie haben dafür gesorgt, dass Möwen ein so vielfältiges Nahrungsangebot vorfinden.

Auch wenn die Möwe - zoologisch gesehen - ein Allesfresser ist: Es gibt regionale Unterschiede. Mir ist aufgefallen, dass die Silbermöwen in Warnemünde sehr gerne Wiener Schnitzel fressen, gerade wenn es gut paniert ist. Auf Borkum hingegen bevorzugen die Silbermöwen Bauernfrühstück - trotz der Probleme mit der Gewürzgurke. Wenn Sie mit einer Möwe im Urlaub zum Essen verabredet sind, gilt eine Faustregel: Eher kurz gebraten als "well done". Kaut eine Möwe zu lange auf einem Ribeye-Steak, steigt die Frustration und das Tier wird aggressiv. Das muss ja nicht sein. Und Sie wissen selbst, nicht jeder Kurort hat heute schon einen Möwenbändiger. Noch eine Bitte: Würzen Sie Ihre Gerichte nicht zu scharf, gerade junge Möwen könnten dann Verdauungsprobleme bekommen. Und noch etwas: Vor dem Abendessen freut sich jede Möwe über ein kleines Leckerli zwischendurch. Lachmöwen zum Beispiel lieben Kichererbsen.

Lassen Sie uns zum Schluss einen wissenschaftlichen Exkurs wagen. Warum sind uns die Möwen so nah gekommen? Sie kennen Herrn Pawlow. Der hat mit Hunden experimentiert und den Reiz-Reaktions-Zusammenhang erforscht. Ich erkläre es Ihnen mal anhand der Möwe. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen am Hafen von Büsum mit einem iPod. In der Hand halten Sie ein Fischbrötchen. Davon möchte die Möwe gerne abbeißen. Die Möwe bekommt aber nur etwas von dem Brötchen ab, wenn sie sich vorher die Kopfhörer Ihres iPods aufsetzt und ein Lied von Led Zeppelin anhört. Das üben Sie eine Woche lang mit dem Tier. Die Folgen: Sobald die Möwe irgendwo ein Lied von Led Zeppelin hört, läuft ihr das Wasser im Schnabel zusammen und sie assoziiert: Led Zeppelin - das heißt Fressen! So etwas nennt man klassische Konditionierung.

Ach ja: Leider haben Sie mit dieser Aktion am Büsumer Hafen dafür gesorgt, dass Led Zeppelin kein einziges Open-Air Konzert mehr geben kann.