Ich möchte Sie an dieser Stelle in meine kühnsten Reise-Visionen für 2009 einweihen. Einen Traum erfüllte ich mir gerade: die Besteigung des Brockens ohne Sauerstoffgerät. Gut, ich stieg in Wernigerode in die Schmalspurbahn und am Gipfel auf 1100 Metern wieder aus. Aber Sie wissen selbst, dass Bergsteigen und Bahnfahren nur etwas für Durchtrainierte ist. Der Bergsteiger braucht einen gestählten Körper, der Bahnfahrer eine intakte Psyche. Zumindest vor der Fahrt. Und da beginnt schon der erste fromme Wunsch: Ich möchte auf einer Zugfahrt keinen Volkshochschulkurs Englisch mehr belegen ("The Speisewagen is open now!").

Mir reicht die einsprachige Durchsage des Schaffners. Ich bin auch gerne bereit, einem Australier im Zug zu erklären, dass "the next Stop Hamburg-Hauptbahnhof is". Und dass er seinen Anschlusszug nach Melbourne verpasst, weil der ICE aus Richtung Stuttgart eine halbe Stunde Verspätung hat und heute ausnahmsweise auf Gleis 12b abfährt. Und noch was: Es wäre nett, wenn die Lichtschranken der automatischen Türen ab und zu mal geputzt werden. Bevor ich da jedes Mal zehn Minuten rumhampeln muss, bis das Relais endlich anschlägt.

Aber auch von den Airlines will ich 2009 Leistung sehen. Zum Beispiel ein generelles Ausschenkverbot für Tomatensaft. Liebe Lufthansa, wissen Sie eigentlich, wie lange es dauert, einen Laptop zu entsaften und trocken zu föhnen? Von den Billig-Airlines erwarte ich, dass im Notfall auch bei mir eine Sauerstoffmaske herunterfällt, ohne dass ich vorher die Kreditkarte zücken muss. Nach den Kerosinzuschlägen drohen ja nun auch die Cholesterin-Zuschläge für Fettleibige. Die Begründung, die Maschinen würden oft nur sehr mühsam die Reiseflughöhe erreichen, ist doch lachhaft. Gut, die Vollschlanken sind letztlich dafür verantwortlich, dass wir alle nur ein Stück Handgepäck mitnehmen dürfen. Aber wo bleibt die Menschenwürde? Wer hat schon Idealgewicht? Also bitte keinen Cholesterin-Zuschlag.

Was wünsche ich mir 2009 von den Hotels? Mehr Mobiliar. Vor allem Tische, über die sie uns Gäste ziehen können. Da gibt es ja bereits jetzt in vielen Hotels gute Ansätze. Allen voran die W-LAN-Regelung. 24 Stunden im drahtlosen Hotel-Internet sollten sich dieses Jahr nur marginal vom Preis einer Juniorsuite unterscheiden. Viele Herbergen sind da schon auf einem guten Weg. Kleine Anregung für dieses Jahr: Manch ein Gast verzichtet lieber auf eine Schlafstätte als auf das Internet. Es sollte in der Hotel-Lobby Standby-Schlafplätze geben. Sie werden sehen: Ein Freiberufler investiert die 120 Euro lieber ins World Wide Web als ins World Wide Bett.

Und dann noch etwas Grundsätzliches: Ich möchte 2009 die Service-Floskel "Gerne" nicht mehr hören. Zumindest nicht von denen, deren angeknipster Gesichtsausdruck eigentlich artikuliert: "Leg dich gehackt!" Vielleicht können wir uns ja 2009 wieder ein Beispiel an den USA nehmen: Auf die Frage "Können Sie mir einen Bademantel aufs Zimmer bringen?" gibt es dieses Jahr nur eine Antwort: "Yes, we can!"