Bessere Absprache beim Umsteigen, mehr Flexibiliät bei Verspätungen: Das Unternehmen investiert rund 270.000 Euro in Smartphones.

Bad Oldesloe. Die Autokraft will den Service für ihre Fahrgäste und die Kommunikation innerhalb des Unternehmens weiter verbessern - und zwar mithilfe eines neuen rechnergesteuerten Betriebsleitsystems. Das Unternehmen hat für rund 270.000 Euro alle 130 Busse der Niederlassung in Bad Oldesloe sowie rund 50 Fahrzeuge von Subunternehmern wie Dahmetal und Thies Bustouristik mit Smartphones ausgestattet.

Die Mobiltelefone wurden links neben den Lenkrädern installiert und verfügen über eine GPS-Ortung. Die Fahrdienstleiter in Bad Oldesloe können dadurch nun jederzeit auf ihren Computern sehen, wo sich die Fahrzeuge gerade befinden. Liegt ein Bus im Zeitplan, wird er auf dem Bildschirm grün angezeigt. Bei Verspätung leuchtet er rot auf. Zugleich haben die Mitarbeiter in der Zentrale auch die aktuellen Verkehrsmeldungen im Blick.

"Wir können nun sehr viel schneller bei Störungen eingreifen", sagt Alexander Bremer, Autokraft-Standortleiter in Bad Oldesloe. Und Fahrdienstleiter Norbert Guttau ergänzt: "Im Falle eines Staus oder einer Straßensperrung kann ich die Busfahrer sofort telefonisch informieren, damit sie diese gegebenenfalls umfahren können und nicht stundenlang irgendwo warten müssen."

Auch wenn es auf der Bahnstrecke Lübeck-Hamburg Probleme gebe und die Autokraft innerhalb kürzester Zeit Busersatzverkehr stellen müsse, helfe die neue Technik. "Wir sind schneller einsatzbereit", sagt Bremer. "Denn wir können auf dem Bildschirm sehen, welche Busse gerade frei sind und sich in der Nähe aufhalten und diese dann sofort losschicken."

Bis vor Kurzem lief diese Kommunikation ausschließlich über den Busfunk ab. Das habe jedoch häufig zu Problemen geführt. "Die Reichweite des Busfunks ist begrenzt", sagt Bremer. Wenn ein Bus weit von der Zentrale entfernt unterwegs war, sei der Kontakt zum Fahrer schon mal abgebrochen. Auch die topografischen Verhältnisse hätten die Kommunikation beeinflusst - nicht überall ist der Empfang stabil.

Für die Fahrgäste soll das neue System vor allem zwei Vorteile bieten. Menschen, die von der Bahn in den Bus umsteigen wollen, haben eine größere Chance, auch bei einer Verspätung ihres Zugs den Anschlussbus noch zu bekommen. Denn die Busfahrer können nun über ihre Smartphones sehen, wann die Züge am Bahnhof tatsächlich eintreffen und ob sich das Warten lohnt.

Bisher wussten die Busfahrer an den Bahnhöfen in den meisten Fällen überhaupt nicht, wenn ein Zug Verspätung hatte. Die Folge war, dass sie den Fahrgästen manchmal direkt vor der Nase weggefahren sind. "In der Regel haben die Busfahrer fünf bis sechs Minuten Spielraum zum Warten", sagt Alexander Bremer. "Die genaue Zeitspanne hängt aber von Folgefahrten, der Tageszeit und der Selbsteinschätzung des Fahrers ab." Besser zu organisieren sei künftig auch das Umsteigen von einem Bus auf den anderen. "Wir sind nun besser auf dem Laufenden, wo sich unsere Kollegen gerade aufhalten", sagt Busfahrer Waldemar Peters. "Das erleichtert uns die Arbeit ungemein."

Der zweite Vorteil für die Fahrgäste: Sie sollen in Zukunft mithilfe ihrer Handys an jeder Autokraft-Haltestelle in Stormarn über einen QR-Code an den Fahrplänen sehen können, ob ihr Bus Verspätung hat. Allerdings wird dieses voraussichtlich erst ab Sommer 2013 flächendeckend funktionieren.

Bereits jetzt werden diese Daten registriert und von der Autokraft ausgewertet. "Bei Beschwerden von Fahrgästen können wir nachschauen, ob ein Bus wirklich Verspätung hatte", sagt Bremer. "Zudem können wir analysieren, woran es gelegen hat." Da die Strecken immer von unterschiedlichen Busfahrern zurückgelegt werden, hätte die Zentrale optimale Vergleichsmöglichkeiten. Bremer: "Wir können sehen, ob ein bestimmter Bus immer Verspätung hat, weil der Fahrplan zu ambitioniert ist, oder ob es an der Fahrweise eines Busfahrers liegt."

Für Busfahrer Waldemar Peters und seine Kollegen bietet das neue System zudem mehr Sicherheit in den Abend- und Nachtstunden und an Wochenenden. Denn die Fahrdienstleitung in Bad Oldesloe ist nur montags bis freitags von 5.30 bis 17.30 Uhr besetzt. "In den anderen Zeiten waren wir auf uns allein gestellt oder mussten den Fahrdienstleiter privat zu Hause anrufen", sagt Peters. Über die Smartphones sind die Busfahrer nun an die Autokraft-Leitstelle in Bad Segeberg angeschlossen. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Peters: "Wenn etwas passiert, können wir jetzt dort um Hilfe bitten."

Das neue Betriebsleitsystem wurde speziell für die Autokraft in Bad Oldesloe entwickelt und ist daher weltweit einzigartig. Allerdings soll eine ähnliche Technik irgendwann einmal in allen DB-Regio-Bussen in Deutschland zum Einsatz kommen. Bremer: "In Schleswig-Holstein sind wir mit unserer neuen Technik momentan führend und nehmen eine Vorreiterrolle ein."