In unserer Firmenserie „Fit in die Zukunft” stellen wir heute die Elektro- und Elektronik Lembcke GmbH und Co. KG in Kaltenkirchen vor.

Kaltenkirchen. Der Mann auf dem Fahrrad kommt aus Richtung Kieler Straße. Er hat es nicht eilig. Er biegt in die Straße Teinsiek ab und radelt gemächlich voran. Hundert Meter weiter parken auf der rechten Seite die orange-gelb lackierten Firmenwagen der Elektro- und Elektronik Lembcke GmbH und Co. KG. "Diese Autos kennt jeder, und das wird auch so bleiben", sagt Rolf Lembcke, 64.

"Hallo, Matthias, ein schönes Wochenende euch", ruft Lembcke im Vorüberfahren einem Mann zu, der mit einer Gruppe Mitarbeiter spricht. Das ist Matthias Janke, 48, der neue Firmenchef.

Der Mann auf dem Fahrrad, der eine Hüftoperation gut überstanden hat und gerade vom Physiotherapeuten kommt, radelt weiter. Rolf Lembcke hat das Berufsleben ad acta gelegt - auch aus gesundheitlichen Gründen. "Mit dem Rentnerleben habe ich keine Probleme", sagt er.

Viele Jahre hat Rolf Lembcke das Unternehmen geführt, das sein Vater Karl im Jahr 1952 gründete. Auf einem alten, klapperigen Motorrad fuhr er damals zu den Bauern in der Umgebung, legte Leitungen in Schweine- und Rinderställen. Sein Werkzeug hatte er in einer kleinen Garage verstaut.

Heute ist die Firma ein mittelständisches Unternehmen mit 35 Mitarbeitern. Es hat sich auf EDV-Netzwerk, Elektro-, Solar- und Sicherheitstechnik spezialisiert. Planung und Ausführung von Gewerbe- und Industriebau, von Wohnungsbau, Altbausanierung, Antennenbau und Warmwasseraufbereitung stehen ebenfalls auf dem Programm.

Das Ladengeschäft mit Kühlschränken, Waschmaschinen, Elektrogeräten und vielen anderen Geräten ist Ende des vergangenen Jahres aufgegeben worden. "Das Geschäft lohnte sich nicht mehr", sagt Lembcke. Jetzt hat der Senior das Ruder an seinen langjährigen Mitarbeiter Matthias Janke aus Weddelbrook übergeben. "Er ist der Mann, der das Schiff in eine gesicherte Zukunft steuern wird", glaubt Rolf Lembcke. Über die Höhe des Kaufpreises haben die Männer Stillschweigen vereinbart.

Der Chef ist weg, doch die Firma wird weiterhin seinen Namen tragen. Die Chefin bleibt: Rita Lembcke, 60, seit 40 Jahren mit ihrem Rolf verheiratet, hat viele Jahre im Familienbetrieb gearbeitet. Drei Jahre noch will sie dem Nachfolger in kaufmännischen Fragen zur Seite stehen. "Aber danach", versichert sie, "werden mein Mann und ich alles nachholen, worauf wir in den vergangenen Jahren verzichten mussten."

Matthias Janke, Vater des 16 Jahre alten Kim und der 13-jährigen Jil, ist dankbar für diese Unterstützung. Seit 1991 gehört er zum "Firmeninventar". Damals, schon als Elektromeister, las der in Henstedt-Ulzburg aufgewachsene, gebürtige Hamburger in einer Zeitung eine Stellenanzeige. Das war der Beginn seiner Karriere bei Elektro-Lembcke.

Der Schritt in die Selbstständigkeit war ein gewaltiger Satz. "Meine Frau Britta und ich haben lange überlegt, ob wir das Angebot annehmen sollen", sagt Matthias Janke. "Ich kenne das damit verbundene Risiko, aber ich bin es eingegangen. Ich darf nicht daran denken, wie die wirtschaftliche Lage im kommenden Jahr sein könnte. Ich bin für neue Aufträge zuständig. Meine Mitarbeiter leisten gute Arbeit, sie müssen pünktlich bezahlt werden."

Matthias Janke ist fit für die Zukunft. Mit den Solarmodulen laufe das Geschäft derzeit prächtig, berichtet er. "Manche Firmen sind nur auf Neuverkauf aus. Sie machen Murks, und wir reparieren wieder alles."

Ein wichtiges Standbein ist die Sicherheitstechnik. Die Notrufzentrale ist rund um die Uhr besetzt. Heute hat Ingo Schulz Dienst. Er sitzt im Büro im ersten Stock vor einigen Monitoren und hat alles im Auge. Ertönt bei einem Kunden die Alarmsirene, läuft das bei Lembcke auf. Dann reagiert Schulz und informiert je nach Sachlage (Einbruch, Brand) die zuständigen Stellen.

"Früher war ich darauf eingestellt, dass ich bei Alarm auch nachts raus und mit dem Fahrrad losfahren musste", erzählt Rita Lembcke. Heute bietet die Firma einen 24-Stunden-Dienst an, den vier Wachleute wahrnehmen.

"Die Haus- und Gebäudesystemtechnik nimmt der Kundschaft alle Sorgen um die Sicherheit ab", sagt Matthias Janke. Das System steuere sämtliche Geräte und Anlagen in Gebäuden und sei damit Hausmeister, Wachdienst und Schutzengel zugleich. Es meldet, wenn sich jemand an Tür oder Fenster zu schaffen macht, lässt die Rollläden hinunter und schaltet das Licht ein. Im Falle eines Falles sei die Notrufzentrale da.

Der Beruf des Elektronikers, Fachrichtung Energie und Gebäudetechnik, ist spannend und abwechslungsreich. Das bestätigen die Azubis George Grimm, 20, aus Quickborn und Bastian Böttcher, 20, aus Kaltenkirchen. Sollten sie nach Abschluss ihrer dreieinhalb Jahre dauernden Lehrzeit nicht übernommen werden, wäre das für sie auch kein Drama. "Mit einer solch guten Ausbildung wie bei Lembcke könnten wir auch einen guten Job bei der Bundeswehr oder bei der Berufsfeuerwehr finden", sagt Bastian Böttcher.

Bei Matthias Janke klingelt das Handy. Ein Mitarbeiter, der kurz vor dem Wochenende noch zu einer Baustelle in Husum gefahren ist, hat eine Frage. Baustellen bedient Matthias Janke derzeit auch in Berlin und Soltau.

Rolf Lembcke ist froh, dass er damit nichts mehr zu tun hat. Heute will er sein Hobby pflegen und in der eigenen kleinen Tischlerei für seine Enkeltochter eine Schaukel bauen.