Die Fernüberwachung des Kernkraftwerks Krümmel hatte den jüngsten Störfall zwar sofort registriert, war an dem Sonnabend aber nicht besetzt.

Geesthacht. Die Kieler Fernüberwachung des Kernkraftwerks Krümmel hat den jüngsten Störfall des Meilers in Geesthacht am 4. Juli dieses Jahres sofort registriert, war an dem Sonnabend aber nicht besetzt. Das bestätigte ein Sprecher der Kieler Atomaufsicht gestern. "Der Störfall hat sich außerhalb der Dienstzeiten ereignet." Nach dem Störfall hatte die zuständige damalige schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) dem Krümmel-Betreiber Vattenfall schwere Vorwürfe gemacht.

Ein Grund: Der Energiekonzern Vattenfall hatte die Atomaufsicht nicht wie vorgeschrieben sofort telefonisch über den Störfall informiert, sondern die Reaktorschnellabschaltung (Resa) erst mehr als 40 Minuten später auf Nachfrage bestätigt.

Die ganze Wahrheit kam erst jetzt ans Licht. Demnach hat die automatische Kernkraftwerks-fernüberwachung (KFÜ), die rund um die Uhr den Betrieb der drei Reaktoren in Schleswig-Holstein kontrolliert, den Störfall in Krümmel umgehend bemerkt. Die Anzeige für den Generator sprang kurz nach Mittag plötzlich um - von "Ein" auf "Nicht ein". Damit war klar, dass Krümmel abrupt vom Netz gegangen ist. In Kiel lief ein weiterer Hinweis auf. Der Neutronenfluss im Reaktor sank auf unter fünf Prozent, der Meiler war also nicht mehr im Leistungsbetrieb. "Die KFÜ hat einwandfrei funktioniert", sagte ein Ministeriumssprecher. Folgen hatte das nicht, weil nachts und am gesamten Wochenende niemand auf die Monitore schaut.

Die laxe Überwachung ist keine Panne, sondern hat System. Nach den Rahmenvorgaben des Bundes muss die KFÜ nicht durchgehend besetzt sein und nur bei größeren Störfällen (etwa Austritt von Radioaktivität) automatisch den Bereitschaftsdienst der Behörde alarmieren. Eine Reaktorschnellabschaltung wie in Krümmel gilt nicht als Alarmfall.