Dodenhof will weiterwachsen. Kommunen fürchten wegen der Erweiterung des Mode- und Möbelhauses in Kaltenkirchen um ihre Innenstädte.

Kaltenkirchen. Es ist unübersehbar, dass das Möbel- und Modehaus Dodenhof am Rande von Kaltenkirchen groß ist. Groß genug, damit der leuchtend rote Firmenname auf dem Dach der Niederlassung schon von Weitem zu lesen ist. Und Dodenhof will weiterwachsen. 12.300 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche sieht ein Bebauungsplan vor, der momentan in der schleswig-holsteinischen Staatskanzlei geprüft wird. Dafür wäre eine Ausnahmegenehmigung erforderlich, man bekäme sie über ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren. Denn das Vorhaben entspricht nicht der gesetzlich festgelegten Raumordnung. Doch es gibt eine weitere Hürde.

Sechs Städte aus den benachbarten Kreisen haben sich zu einer Allianz zusammengeschlossen: Elmshorn, Pinneberg, Itzehoe, Rendsburg, Norderstedt und Bad Segeberg. Neumünster dürfte hinzukommen. Das Kollektiv hat nur ein Ziel: Dodenhof soll so bleiben, wie es ist.

Seit dem Dezember 2012 kursiert ein Schreiben zwischen den Kommunen, in dem gebeten wird, sich einer Resolution anzuschließen. Diese soll direkt an Ministerpräsident Torsten Albig, die Landtagsfraktionen und die Landesplanung gehen. "Weitere Schaffung von Einzelhandel an der Autobahn wirkt zerstörerisch auf unsere Zentren", heißt es darin. Und: "Wir wollen aus diesem Grunde an die Landesregierung herantreten mit der dringlichen Bitte, die landesplanerischen Festsetzungen zu beachten und nicht durch Zielabweichungsverfahren aufzuweichen."

Thomas Becken, Leiter der Wirtschaftsförderung in Elmshorn, ist Initiator des Vorstoßes. Ausschlaggebend seien Gespräche gewesen, die er mit dem Unternehmensverband Nord sowie dem Vorsitzenden des Elmshorner Stadtmarketingvereins, der in der Stadt ein großes Modegeschäft besitzt, geführt habe. Becken: "Wir sind uns sicher, dass eine Erweiterung von Dodenhof in Kaltenkirchen erhebliche negative Auswirkungen auf unsere Einzelhandelsstruktur hat."

Elmshorn versuche seit Langem, seine Innenstadt zu stärken, die Leerstände zu minimieren und attraktive Geschäfte in die Fußgängerzone zu locken. "Riesige Einkaufszentren auf der grünen Wiese entziehen den Innenstädten massiv Kaufkraft."

Ähnlich äußert sich Dieter Schönfeld, Bürgermeister von Bad Segeberg. "Das, was mit dem Bau des Designer-Outlets in Neumünster begonnen wurde, würde sich mit Dodenhof fortsetzen. Aus dem Umland wird Kaufkraft abgezogen." Thomas Bosse, Baudezernent in Norderstedt, sagt, dass Kaltenkirchen "landesplanerisch nicht geeignet" sei.

Aus der Regierung hatte es Signale an Dodenhof gegeben, dass bei einer Reduzierung der ursprünglichen Expansionspläne (19.000 Quadratmeter) ein Entgegenkommen möglich sei. Zwar wäre Kaltenkirchen mit seiner Einwohnerzahl von knapp 20.000 normalerweise zu klein für ein Bauvorhaben in dieser Dimension. Doch ein Sonderfall ist möglich. Es gebe "inhaltliche Anknüpfungspunkte", heißt es hierzu vage in einem Schreiben der Staatskanzlei.

Bis 2. April läuft die Frist für Stellungnahmen, Anfang Mai wird eine Entscheidung des Landes erwartet. Eine Ablehnung wäre nach Ansicht von Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause eine "falsche regionale Weichenstellung". Die 700 Menschen, die schon jetzt bei dem Unternehmen beschäftigt werden, kämen nicht nur aus Kaltenkirchen, sondern aus dem gesamten Umland.

Außerdem bezweifelt er, dass eine größere Dodenhof-Filiale den kleinen Innenstadteinzelhändlern gefährlich werden könnte. Vielmehr müsse das Unternehmen konkurrenzfähig bleiben, um gegen die großen Mitbewerber wie Ikea, Höffner und Möbel Kraft bestehen zu können.

Krause kündigte an, eine Ablehnung der Erweiterungspläne rechtlich überprüfen zu lassen. Und auch im gegensätzlichen Fall ist der Gang zum Gericht eine Option. Möbel Kraft würde dieses letzte Mittel wählen - genauso wie vielleicht einzelne Städte.

Nur Dodenhof selbst bleibt gelassen. Geschäftsführer Berndt Chylla erklärt, warum: "Letztendlich entscheidet die Landesregierung. Ein Zusammenschluss von Städten wiegt da nicht mehr als einzelne Städte. Und ob ein Klagerecht besteht, entscheiden im Zweifelsfall die Richter."