Auf der Hauptinsel Hongkongs, gegenüber von Chinas Sonderwirtschaftszone Shenzhen (zwölf Millionen Einwohner), liegt das Wasservogelreservat Mai Po. Es ist eines der größten Mangrovengebiete Chinas und wichtiger Rückzugsraum für ziehende Wasservögel. "60 000 bis 80 000 Vögel überwintern auf unserem 380 Hektar großen Areal oder stärken sich für den Weiterflug, darunter auch 22 weltweit bedrohte Arten", sagt Reservatsleiter Dr. Xianji Wen. Er ist Mitarbeiter der Umweltstiftung WWF, die das Feuchtgebiet seit 1984 betreut.

"Die Wasserverschmutzung ist ein Hauptproblem von Mai Po", ergänzt WWF-Kollege Dr. Alan Leung. Das Reservat werde zum einen durch sauberes Süßwasser aus den Bergen versorgt, zum anderen aber mit Meerwasser, das durch das Perlflussdelta am chinesischen Festland stark verschmutzt ist.

Das international anerkannte Wasservogel-Refugium (Ramsar-Schutzgebiet) war eine traditionelle Shrimpsfarm, die in den 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts entstand. Es besteht aus großen Becken, in denen Mangroven wachsen. Im Sommer floss Meerwasser in die Becken hinein und mit ihm die Shrimpslarven. Im Herbst wurde das Wasser abgelassen und die Garnelen geerntet. "Um den Leuten diese traditionelle, ökologisch angepasste Art der Shrimpszucht zu zeigen und gleichzeitig Vogelfutter zu erzeugen, bewirtschaften wir viele Becken nach der herkömmlichen Art", erzählt Wen. "Aber inzwischen haben wir deutlich weniger Shrimps. Auch dies könnte eine Folge der Wasserverschmutzung sein."