Hohe Absätze sind beliebt, weil sie die Beine besser zur Geltung bringen, die Figur größer und schlanker erscheinen lassen. Doch ein Orthopäde warnt: “Je höher die Absätze und je spitzer die Schuhe sind, desto mehr Gewalt tun sie den Füßen an.“

Spitz sollen sie sein und einen hohen Absatz sollen sie haben, je zierlicher, desto besser. Schöne Schuhe lassen bekanntlich die Herzen vieler Frauen höher schlagen - doch ihre Füße leiden.

"Je höher die Absätze und je spitzer die Schuhe sind, desto mehr Gewalt tun sie den Füßen an", sagt der Hamburger Orthopäde Dr. Rene Bock-Lamberlin. Wenn man den Fuß in einem solchen spitzen Damenschuh röntgen würde, sähe man, wie der Fuß zusammengequetscht wird. Besonders leiden darunter die Großzehe und der kleine Zeh. Wer auf Dauer spitze Schuhe trägt, geht das Risiko ein, dass er einen Ballenzeh bekommt, den sogenannten Hallux valgus. Dabei wandert das Köpfchen des ersten Mittelfußknochensnach außen, und der große Zeh dreht sich nach innen. "Spitze Schuhe sind die Hauptursache für einen Hallux val-gus, neben genetischen Ursachen, wie zum Beispiel einer ver-erbten Bindegewebsschwäche", so Bock-Lamberlin. Er berichtet von einer Studie, nach der es in Japan vor Einführung des europäischen Schuhwerkes nie eine Hallux-valgus-Operation gegeben hat. Weitere Folgen sind: Verkrümmungen der anderen Zehen, wie zum Beispiel Hammer- oder Krallenzehen und eine Fehlstellung der kleinen Zehe, die sich wie bei Hallux valgus nach innen dreht.

Auch hohe Absätze sind sehr beliebt, weil sie die Beine besser zur Geltung bringen, die Figur insgesamt größer und schlanker erscheinen lassen. Das Extremste, was die Mode hier zu bieten hat, sind Stilettos. Sie verlangen von ihren Trägerinnen einiges an Übung, wenn sie auf den nicht mal pfenniggroßen Absätzen die Balance halten wollen. "Sehr hohe Stilettos sind eine Maximalbelastung für die Füße, weil die Stabilität der Ferse fehlt, die beim Abrollen des Fußes eine wichtige Rolle spielt", sagt der Orthopäde. Das führt zu einer Belastung der Wadenmuskulatur, die sich in Wadenkrämpfen äußern kann. Und bei Frauen, die ihr Leben lang Stilettos oder sehr hohe Schuhe getragen haben, kann sich auch die Achillessehne verkürzen, was dann dazu führt, dass sie Schwierigkeiten beim Gehen haben, wenn sie flache Schuhe tragen oder barfuß laufen.

Das Entscheidende beim Tagen hoher Schuhe: Die ganze Last des Körpergewichts ruht auf dem Vorfuß. Dadurch steigt die Belastung der Mittelfußköpfchen. Sie weichen auseinander, das vordere Fußgewölbe flacht ab, und es kommt zu einem Spreizfuß, möglicherweise begleitet von einer sogenannten Morton-Neuralgie, einer schmerzhaften Nervenreizung in diesem Bereich. Abgesehen davon steigt bei hohen Absätzen das Risiko, mit dem Fuß umzuknicken und sich schmerzhafte Bänderverletzungen im Sprunggelenk zuzuziehen.

Wer nicht auf hohe Hacken verzichten möchte, sollte möglichst breite Absätze wählen, weil sie dem Fuß mehr Stabilität geben. "Das Wichtigste ist aber, dass im Vorfußbereich nicht zu viel Belastung auf den Mittelfußköpfchen liegt. Um das zu verhindern, kann man auch Einlagen tragen, in die eine kleine Verdickung eingebaut ist. Diese sogenannte Pelotte, die unter den Mittelfußköpfchen liegt, sorgt für die Erhaltung des Fußgewölbes im Vorfußbereich und verringert die Belastung auf den Mittelfußköpfchen", rät Bock-Lamberlin. Solche Pelotten oder Einlagen sind nach dem Besuch beim Orthopäden im Sanitätshaus erhältlich. Wer gut zu seinen Füßen sein will, sollte sich mit einer mittleren Absatzhöhe zufriedengeben. "Alles, was höher ist als drei Zentimeter, ist für die Füße ungesund", betont der Orthopäde.

Am gesündesten für die Füße seien Joggingschuhe in Lederausführung. "Denn Laufschuhe haben eine gute Fersenpolsterung hat, sind breit genug für den Fuß und lassen dem Fuß Luft", so der Orthopäde. Ungünstig sind die Kunststoffmaterialien, die für Joggingschuhe verwendet werden, weil sie für ein schlechtes Fußklima, sprich Schweißfüße, sorgen.

Ungesundes Schuhwerk ist aber nicht nur Frauensache. Auch Männer sollten bei der Wahl ihrer Schuhe ein paar Dinge bedenken. "So sollten sie darauf achten, nicht zu enge Schuhe zu kaufen und darauf, dass die Schuhe aus natürlichen Stoffen gearbeitet sind", meint der Orthopäde und hat auch noch einen Tipp für wahre Modemuffel, die sich am wohlsten in ausgelatschten Turnschuhen fühlen: "Solche Schuhe bieten den Füßen keinen Halt mehr. Sie geben keine Führung im Fußgewölbe und im Bereich der Mittelfußköpfchen mehr, was dann zu ausgeprägten Spreizfüßen führen kann."