Intelligente Kleidung misst den Pulsschlag beim Laufen, macht telefonieren über den Jackenärmel möglich und soll demnächst sogar herzschwachen Patienten den Anruf beim Arzt abnehmen. Willkommen in der schönen neuen Modewelt.

Form follows function - auf den Modemessen von München bis Paris stand in diesem Spätsommer alles auf tragbare Technologie (wearable technologies). Musik hören per MP3-Spieler am Sonnenbrillenbügel (Oakley), Sportschuhe und T-Shirts, die per eingebautem Sensor Puls und Herzfrequenz messen (Adidas), eine Allwetterjacke mit Bedienmenü für Telefon und iPod, kurz iJacket genannt (O'Neill).

Wer glaubt, dass Multifunktionskleidung eine peinliche Ausnahmeerscheinung während der Urlaubssaison ist, irrt. Der Trend zu mehr Funktion zulasten des Designs (also der Form) scheint sich in der Sport- und Freizeitkleidung zu etablieren. Offensichtlich haben sich die Designer an vorgeblich männlichen Geschmackskoordinaten orientiert: technisch, praktisch, gut. Aber schick,stylish, sexy? Fehlanzeige!

Vielmehr haben Designer wie Willy Bogner und Ermenegildo Zegna den aktiven bis extrem sportlichen Mann im Visier: Kleidung und Accessoire sollen ihm in jeder Lebenslage zur Seite stehen, ihn mit wichti- gen Informationen versorgen, durch Musik entspannen und jederzeit mit der Außenwelt verbinden - falls man mal während einer Bergtour in eine Felsspalte gerät. Im Frühjahr 2008 bringt Bogner eine Jacke der Kollektion "Fire & Ice" auf den Markt, die nicht nur sämtlichen Wettereinflüssen wie Wind, Regen und Schnee trotzt, sondern ihren Träger auch komplett verkabelt.

Die Mütze wird zum Airbag, der Jackenkragen zur Aufladestation

Zegna entwickelte zusammen mit Interactive Wear die Solarjacke "Solar JKT" mit einer durch Sonnenstrahlen aufladbaren Station am Kragen. Ideal geeignet für Bergsteiger, die auch technisch immer auf der Höhe sein wollen. Denn auf diese Weise können Handys und MP3-Spieler mit Strom versorgt werden; die Verkabelung wird in die Kleidung integriert.

Die Hamburger Firma Mahoki hat eine zu 93 Prozent sichere Antistrahlentasche für Handys entworfen. Und erstaunlicherweise stehen hierbei diverse farbliche Muster zur Verfügung, von rosa Blumen bis dezent grauem Uni - geht doch. Und es geht noch weiter mit der technischen Vor- und Fürsorge: Quicksilver vertreibt eine Mütze aus intelligenten Molekülen. Bei einem Aufprall sorgen die dafür, dass sich das elastische Material verhärtet und so den Kopf vor Verletzungen schützt.

Philips und Smartex arbeiten an einer eng anliegenden Weste, die mithilfe von Sensoren die Herzaktivität herzschwacher Patienten überwacht, um bei Verschlechterung der Werte rechtzeitig den Arzt per Funk zu benachrichtigen. Und auch bei der Firma Lodenfrey arbeitet man nach der "dudelnden Lederhose" (Knickerbocker mit iPod-Anschluss) an weiteren innovativen Modellen. Aber verraten wird noch nix. "Sonst stürzen sich gleich die Kinesen drauf!"