Nach etwa 75 Kilometern, zwei Pausen, ein paar Stürzen und einer Verspätung von über einer Stunde war es endlich geschafft: Das Team "Kettenfett" - eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Flüchtlingen, Obdachlosen, Sozialarbeitern - und ihr Kapitän, der ehemalige T-Mobile-Profi Rolf Aldag, passierten mit hoch gestreckten Armen den Eingang des Hamburger Polo Clubs, wo sie knapp fünf Stunden zuvor ihre Trainingsrunde für die Vattenfall-Cyclassics am 30. Juli gestartet hatten.

"Das war ein toller Tag. Manchmal waren wir noch etwas tüddelig, doch die Ausfahrt mit Rolf Aldag war ganz wichtig für den Teamgeist", berichtet Claudia Fenn aus Reinbek. Die Sozialarbeiterin und elf weitere begeisterte Pedalritter waren von den Abendblatt-Lesern per Telefon-Voting als Cyclassics-Team für Aldag gewählt worden.

Bei ihrer Trainingstour passierten Aldag & Co. Blankenese, Appen und Moorrege, durchquerten die Haseldorfer Marsch und näherten sich über Uetersen, Klostersande, Haseldorf und Wedel mit einem Temposchnitt von 24 km/h der letzten großen Herausforderung ihres Ausritts: dem Waseberg. Die giftige Steigung von 15 Prozent, die am 30. Juli auch von den Profis viermal erklettert werden muß, konnte zwar von allen bezwungen werden - der letzte Teil von einigen jedoch nur zu Fuß. "Ich habe am Berg geschoben, um Kräfte zu sparen", gesteht Sozialpädagoge Frank Zander.

Der Waseberg bleibt der Truppe übrigens auch beim Jedermannrennen der Cyclassics nicht erspart. Doch für Kapitän Aldag war zunächst einmal wichtig, daß alle ihr Ziel erreicht haben: "Die Strecke können alle schaffen, ich bringe sie alle ins Ziel", so der lange Westfale zuversichtlich.

Acht seiner zwölf wenig erfahrenen Schützlinge werden sich dabei auf die 100-km-Strecke einlassen, vier haben sich für die 55 Kilometer entschieden. "Wichtig ist, daß die Gruppe ein gemeinsames Ziel definiert. Wir wollen für alle die beste Zeit, dafür müssen die Stärkeren die Schwächeren unterstützen", erklärte Aldag. Genau das will das Team "Kettenfett" bis zum Start der Vattenfall-Cyclassics weiter verinnerlichen. "Heute ist deutlich geworden, daß wir als Team auftreten müssen. Daran werden wir in den nächsten Wochen feilen müssen", sagt Hartwig Kwella, Sozialpädagoge in der Übernachtungsstätte "Pik As".

Neben dem zweitägigen Training pro Woche möchten einige "Kettenfetter" in den nächsten Wochen Sonderschichten am Wochenende kurbeln. Schließlich will das Team Kapitän Rolf Aldag nicht enttäuschen.