"Alle Therapien, die wir bislang haben, unterdrücken die Vermehrung des Virus, können aber eine bereits stattgefundene Infektion nicht mehr rückgängig machen, weil sie das virale Erbgut nicht angreifen können", sagt Prof. Joachim Hauber. Die Studie der Hamburger und Dresdener Forscher legt jetzt den Grundstein für eine neuartige Therapie, mit der das Virus aus dem menschlichen Erbgut entfernt werden kann.

Da es sich bei der "Tre Rekombinase" um ein Eiweiß handelt, das nicht in Pillenform verabreichbar ist, werden deshalb zunächst Techniken aus der somatischen Gentherapie zur Anwendung kommen. "Wir werden, wenn wir die dazu notwendigen Forschungsgelder erhalten, intensiv daran arbeiten", betonen die Wissenschaftler.

Die Therapie muss für jeden Patienten maßgeschneidert werden. Zunächst müssen die HI-Viren, mit denen sich ein Patient infiziert hat, charakterisiert werden. Mit dieser Information könnten dann teilweise mit Hilfe von Labor-Robotern die genetischen Baupläne für maßgeschneiderte Scheren herstellt und im Reagenzglas getestet werden. Dann würde dem Patienten ein Wachstumsfaktor verabreicht, der dafür sorgt, dass aus dem Knochenmark vermehrt blutbildende Stammzellen in seine Blutbahnen einwandern.

Nach einer Blutabnahme würden dann diese Stammzellen des Patienten im Labor isoliert und angereichert. In diese müsste der genetische Bauplan für die molekulare Schere mit Hilfe von "Gen-Taxis" eingeschleust werden. Die so modifizierten Stammzellen würden dem Patienten wieder zugeführt.

"Diese Stammzellen würden dann das Blutsystem des Patienten mit "Tre Rekombinase" enthaltenden Immunzellen besiedeln, die in der Lage sind, nach einer HIV-Infektion das virale Erbgut wieder zu entfernen", sagt Hauber. "Dadurch sollte sich das Immunsystem des Patienten erholen und die Menge der Viren im Patienten deutlich sinken."

Bleibt noch das Problem der bereits mit HIV infizierten ruhenden Immunzellen, die lange im Körper überleben können. "Um diese Zellen aus dem Patienten entfernen zu können, wäre der folgende Weg denkbar: Hat sich das Immunsystem erholt, könnte man versuchen, die verbliebenen Virusgene zu aktivieren. Die Folge: Es werden von diesen ruhenden Immunzellen nun vermehrt Viren gebildet, dadurch könnten diese Zellen vom körpereigenen Abwehrsystem erkannt und beseitigt werden", hofft Hauber. "Doch dies sind noch Zukunftsvisionen. Zunächst müssen wir prüfen, ob unsere Strategie nicht nur in menschlichen Zellkulturen, sondern auch in Lebewesen, konkret in Mäusen, funktioniert. Zugleich wollen wir die ,Tre Rekombinase' weiter optimieren und müssen die ,Taxis', die die Gene in Zellen einschleusen, verbessern", benennt Hauber die nächsten Schritte. Sie werden im nun beginnenden internationalen Wettlauf gegangen werden müssen.