Die Klima- und Meeresforscher können auf mehrere Millionen Euro hoffen, wenn sie auch die letzte Hürde im Herbst nehmen. Eins ihrer Ziele: bessere Vorhersagen über unser Wetter zu liefern.

Sie haben die erste Hürde der zweiten Runde des bundesweiten Exzellenz-Wettbewerbs genommen: Hamburger Klima- und Meeresforscher. Ihre Exzellenz haben sie bereits bewiesen. Seit den 70er-Jahren arbeiten verschiedene wissenschaftliche Disziplinen erfolgreich zusammen, seit 2004 im Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW). All dies habe geholfen, dass das Klimaforschungsprojekt CliSAP der Universität Hamburg als einzige der elf Hamburger Antragsskizzen weitergekommen ist, sagt Prof. Martin Claußen, Koordinator des Projekts und Sprecher des ZMAW.

CliSAP steht für Integrierte Klimasystem-Analyse und -Vorhersage, so der deutsche Projektname. Das langjährige Steckenpferd der Hamburger, die Modellierung der zukünftigen Klimaentwicklung, spielt dabei eine große Rolle. Konkret geht es um vier Themen. So soll der Zustand des derzeitigen Klimasystems noch umfassender als bisher analysiert werden. Neben physikalischen und chemischen Zusammenhängen müssen möglichst viele Einflüsse der Biosphäre - der Erdoberfläche mit den auf ihr lebenden Organismen - in die Modellrechnungen integriert werden. Sie werden helfen, den Klimawandel durch natürliche und vom Menschen verursachte Störungen zu erforschen.

Den zweiten Schwerpunkt bilden Wetter- und Klimavorhersagen sowie deren Unsicherheiten. "Bislang lassen sich Wetterentwicklungen nur für zwei bis drei Tage vorhersagen. Es gibt große Anstrengungen, dies für längere Zeiträume zu tun, als Jahreszeitenprognosen. Ansätze gibt es bereits. Zum Beispiel lassen sich Aussagen zum Eintreffen des Klimaphänomens El Niño machen, das vor allem Folgen für Amerika hat", sagt Martin Claußen, der am Uni-Institut für Meteorologie lehrt.

Außerdem wollen die Forscher den Zeitraum der Klimaprognosen verlängern. Claußen: "Bislang existieren nur grobe Szenarien für die Zeit nach 2100. Dann werden sich aber die Folgen des Emissionsverhaltens der kommenden Jahrzehnte ablesen lassen." Um bessere Aussagen für die weitere Zukunft zu erhalten, will CliSAP unter anderem Bodenparameter und Satellitendaten verstärkt in die Modelle integrieren.

Der dritte große Bereich sind die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Atmosphäre. Hier wollen die Forscher kritische Schwellenwerte des Klimasystems ermitteln, bei denen Gleichgewichte in instabile Verhältnisse übergehen. Die Erforschung der regionalen Auswirkungen des Klimawandels wie die Gefahr von Naturkatastrophen und die Gefährdung von Meeres- und Landökosystemen im europäischen Raum bildet den vierten Schwerpunkt. Während die ersten drei Themengebiete von Wissenschaftlern des Uni-Instituts für Meteorologie koordiniert werden, ist bei der Prognose der regionalen Folgen das Institut für Küstenforschung des GKSS-Forschungszentrums mit dem koordinierenden Professor Hans von Storch federführend. Insgesamt bildet ein Team aus 25 hochkarätigen Wissenschaftlern den Kern des Projekts. Vier der Koordinatoren sind Professoren am Uni-Institut für Meteorologie; 18 weitere kommen aus anderen Instituten der Universität (s. Extratext), zwei vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. Weitere Kollegen arbeiten zu, sodass das klimatologische Exzellenz-Cluster aus etwa 200 Wissenschaftlern besteht.

Zu den Zielen des Projekts gehört neben der Forschung eine intensivere Zusammenarbeit der klassischen Klima- und Meeresdisziplinen mit den Fachrichtungen Biologie, Holzwirtschaft, Wirtschaftswissenschaften und Friedensforschung. Weiterhin soll CliSAP die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses stärken und die Öffentlichkeit für "gegenwärtige und mögliche künftige Änderungen des Klimas und des Erdsystems" sensibilisieren. "Bei Förderanträgen reicht es heute nicht mehr, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse schaffen zu wollen, sie müssen die Verwertung der Forschung mitbedenken", weiß Claußen.

Sollten die Klimaforscher auch die Finalrunde im Herbst 2007 erfolgreich bestehen, so würden die zusätzlichen Mittel hauptsächlich für mehr Personal ausgegeben werden, sagt Claußen.

"Wir wollen 14 bis 15 Professoren-Stellen einwerben, vorwiegend Junior-Professoren. Hinzu kommen Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter. Insgesamt könnten einige Dutzend Stellen geschaffen werden", hofft Claußen. Dazu kalkuliert er mit jährlich 6,5 Millionen Euro bis 2011 - der Fördersumme, die die Exzellenz-Initiative ausgewählten Clustern von 30 Hochschulen zukommen lassen will.

Das CliSAP-Projekt im Internet: www.zmaw.de , Stichworte "Forschung"/"Projekte"