Sichtlich verärgert reagiert der Hamburger Nanoforscher Prof. Roland Wiesendanger, wenn er auf die Exzellenz-Initiative angesprochen wird. Es sei ihm völlig unverständlich, warum der Antrag für ein Exzellenzcluster Nanoforschung, gestellt von der Uni Hamburg, der TU Hamburg-Harburg, dem Forschungszentrum GKSS und dem Heinrich-Pette-Institut, abgelehnt wurde. Und das, obwohl die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Antragsteller sogar ausdrücklich ermutigt hatte, sich zu bewerben. Genau genommen, sich erneut zu bewerben.

Denn der Antrag war bereits in der ersten Runde der Exzellenz-Initiative gestellt und zunächst sehr gut bewertet worden, aber von der gemeinsamen Kommission von DFG und Wissenschaftsrat im Oktober 2006 dann doch nicht bewilligt worden. Mit dem Cluster wollten die Hamburger Wissenschaftler die Nanomaterialforschung, die Nanoanalytik und die Simulation von Nanomaterialien voranbringen.

"Nachdem ich Ende Oktober 2006 das Protokoll über die Entscheidung gelesen habe, war ich sehr verwundert", sagt Wiesendanger, der das Institut für Angewandte Physik und das Zentrum für Mikrostrukturforschung an der Uni Hamburg leitet. "Es enthielt mindestens fünf Fehler in der Beurteilung unseres Antrags, die auch jeder Laie erkannt hätte." So sei kritisiert worden, dass die Mathematik nicht einbezogen worden sei. "Das ist grober Unfug. Schon auf der ersten Seite des Antrags wird die Mathematik erwähnt, und zwei Mathematiker sind als Mitarbeiter genannt." Bemängelt hätten die Mitglieder der gemeinsamen Kommission zudem, dass über den Technologietransfer zu wenig vorliege. "Wir sind wohl eine der wenigen Gruppen gewesen, die sogar Unterstützerbriefe aus der Wirtschaft hatten, und zwar von namhaften Firmen. Ferner besitzt Hamburg mit dem kürzlich eingerichteten Zentrum für Angewandte Nanotechnologie eine im bundesweiten Vergleich einmalige Einrichtung."

Mit seiner Kritik wandte sich Wiesendanger an die DFG. "Nach vielen Gesprächen gab es Entschuldigungen und die Aussage, man werde darauf achten, dass solche protokollarischen Fehler beim zweiten Mal nicht mehr vorkommen würden", so Wiesendanger. "Offenbar lag aber das fehlerhafte Protokoll erneut vor."

Besonders ärgert ihn allerdings, dass jetzt Bewerber für Exzellenzcluster die Finalrunde des zweiten Durchgangs erreichten, die in der ersten Runde schlechter als die Hamburger begutachtet worden waren. "Beispielsweise wurden Anträge aus Köln und Erlangen damals mit 12,3 beziehungsweise 12,7 bewertet, wir immerhin mit 12,8. Hamburg ist erneut über den Tisch gezogen worden!"