Der Sonnensturm ist nach neuesten NOAA-Berechnungen der stärkste seit 2003. Die Teilchen hätten zusammen in etwa die Masse eines großen Berges in deutschen Mittelgebirgen. Die Sonneneruption vom Sonntag wirkt sich auf das Magnetfeld des Blauen Planeten aus - in Form von Strahlung. Es gab allerdings keine Schäden - nur ein Naturschauspiel der besonderen Art.

Washington. Spektakel statt Schäden: Obwohl der Sonnensturm, der am Dienstag auf die Erde getroffen ist, von ernormer Stärke war - nach den ersten Erkenntnissen löste er nur wenig Schäden an. Die US-Fluggesellschaft Delta Airlines habe sechs ursprünglich am Nordpol vorbeiführende Flüge umgeleitet, wie der amerikanische Sender "Fox News“ auf seiner Internetseite meldete. Andere US-Fluggesellschaften wie American Airlines gaben an, nicht von den Stürmen betroffen zu sein. Auch das Zentrum für Weltraumwettervorhersagen der US-Behörde NOAA vermeldete bis zum Abend (Ortszeit) auf ihrer Internetseite keine Schäden. Allerdings: Im Norden Skandinaviens zeigte sich ein spektakuläres Naturschauspiel: In Folge des Sonnensturms waren grandiose Nordlichter zu beobachten gewesen. Am besten war die Sicht auf das Naturschauspiel am Dienstag über dem Norden Skandinaviens. Selbst erfahrene Fans zeigten sich beeindruckt. Er habe seine erste Aurora Borealis vor 40 Jahren gesehen, und die jetzige sei eine der bislang besten, sagte der britische Astronom John Mason, der die Nordlichter in Norwegen beobachtete. Der aktuelle Sonnensturm nach einer Sonneneruption am Sonntag ist der stärkste seit 2005.

+++Sonnensturm rast zur Erde - Gefahr für Satelliten+++
+++Gigantische Explosion auf der Sonne+++

Die ersten geladenen Teilchen der Plasmawolke hatte die US-Wetterbehörde NOAA am Nachmittag in Erdnähe registriert. Der Sonnensturm ist nach neuesten NOAA-Berechnungen der stärkste seit 2003. Die Teilchen hätten zusammen in etwa die Masse eines großen Berges in deutschen Mittelgebirgen, hatte Werner Curdt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau (Niedersachsen) erklärt. Die Sonneneruption vom Sonntag wirkt sich auf das Magnetfeld des Blauen Planeten aus - in Form von Strahlung. Diese könne vor allem Astronauten gefährlich werden, aber auch Telekommunikationssatelliten stören, sagt der Physiker Doug Biesecker von der US-Wetterbehörde NOAA. Auch Kommunikationsprobleme bei in Polarnähe fliegenden Flugzeugen seien möglich.

Trotz der hohen Strahlungsintensität gebe es auf der Sturmskala der NOAA noch zwei höhere Werte, erklärt Biesecker. Zur Sicherheit hatten Chirurgen und Solarexperten der Nasa im Vorwege die möglichen Auswirkungen der Sonneneruption unter die Lupe genommen. Sie kamen zu dem Schluss, dass für die sechs Astronauten der internationalen Raumstation ISS keine Gefahr bestehe, sagt ein Sprecher.

Nach einer Sonneneruption gebe es drei aufeinanderfolgende Schläge, erklärt der Physiker Antti Pulkinnen vom Goddard Space Flight Center der Nasa im US-Staat Maryland. Zunächst tritt elektromagnetische Strahlung aus, der ein Protonen-Regen folgt. Dann kommt es zum Ausstoß solaren Plasmas, dem sogenannten koronalen Massenauswurf. Normalerweise sei das Plasma mit 1,6 oder 3,2 Millionen Kilometern pro Stunde unterwegs, erklärt Biesecker. Der aktuelle Sturm schleudere allerdings Teilchen mit Geschwindigkeiten von rund fünf Millionen Kilometern pro Stunde um sich.

Tatsächlich ist es das Plasma, das auf der Erde die größten Probleme verursachen kann. So saßen 1989 nach einem von einem Sonnensturm ausgelösten Stromausfall zahlreiche Menschen im kanadischen Quebec im Dunkeln. Diesmal sei vermutlich mit einem moderaten Plasmaausstoß zu rechnen, der aber unter Umständen an Kraft gewinnen könnte, sagt Biesecker. Die Wucht des Sturms werde voraussichtlich die Nordhalbkugel treffen.

In den vergangenen Jahren hatte sich die Sonne verdächtig ruhig verhalten. Zum Teil war das auf die normale Ruhephase in ihrem elfjährigen Aktivitätszyklus zurückzuführen. 2011 begannen Wissenschaftler allerdings darüber zu spekulieren, ob die Sonne womöglich in eine ungewöhnliche Ruhezeit eintritt, die es vielleicht nur einmal in 100 Jahren gibt. Das sei jetzt jedoch nicht mehr so wahrscheinlich, sagt Doug Biesecker.

Mit Material von dpd und dapd