Geesthacht. Anstieg bis zum Ende des Jahrhunderts höher als global berechnet. Eisbedeckung der Ostsee wird voraussichtlich massiv abnehmen.

Das Oberflächenwasser der Ostsee wird Ende des Jahrhunderts zwischen zwei und vier Grad wärmer sein als heute. Das geht aus einem Report hervor, den das Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Instituts Geesthacht (bei Hamburg) am Dienstag vorstellte. Die Temperatur der Luft über der Ostsee wird nach neueren Computersimulationen im Winter um vier bis acht Grad, im Sommer um 1,5 bis vier Grad ansteigen. Seit 1871 ist die Ostseeluft bei regionalen Unterschieden nachweislich wärmer geworden. Mit 1,5 Grad Celsius sei der Temperaturanstieg im nördlichen Ostseeraum höher als der vom Weltklimarat IPCC gemessene globale von bis zu einem Grad.

Der BACC-II-Report (Second Assessment of Climate Change for the Baltic Sea Basin) wurde vom Institut für Klimaforschung koordiniert. Beteiligt waren 141 Meteorologen, Hydrologen, Ozeanographen und Biologen aus zwölf Ländern. „Der vorliegende Bericht für den Ostseeraum ist eine regionale Variante des vom Weltklimarat veröffentlichten IPCC-Reports zur globalen Klimaänderung“, sagte Institutsleiter Hans von Storch.

Das mildere Klima würde dazu führen, dass die winterliche Eisbedeckung der Ostsee bis zum Jahr 2100 um 50 bis 80 Prozent abnimmt, heißt es in dem Bericht. Im Winter sei mit einer Zunahme der Niederschläge, im Sommer, vor allem in Deutschland und Polen, mit einer Abnahme der Niederschläge um bis zu 40 Prozent zu rechnen. Die Schwankungsbreite der Modelle lasse jedoch keine präzise Vorhersage zu.

Die Wissenschaftler rechnen mit einem Anstieg des Meeresspiegels im Ostseeraum von 30 bis 80 Zentimeter bis Ende des Jahrhunderts. Für die Küsten von Deutschland und Polen werde dies erwartet. Im Norden könnte er teilweise von Landhebungen ausgeglichen werden. Storch mahnte jedoch zur Vorsicht. Klimaszenarien seien „plausible, aber oftmals vereinfachte Beschreibungen“ der Zukunft. „Eindeutige Vorhersagen sind sie nicht.“

Neben der Erwärmung des Wassers hätte eine Abnahme des Salzgehalts großen Einfluss auf Pflanzen und Tiere. Hiervon wäre das gesamte Ökosystem von Bakterien bis zu den Fischen wie den Dorschen betroffen.