Nicht verglühte Trümmer der defekten russischen Raumsonde sind am Sonntagabend in den Pazifik gestürzt. Das bestätigte eine Sprecherin.

Moskau. Die defekte russische Raumsonde „Phobos-Grunt“ ist am Sonntag wie erwartet unkontrolliert auf die Erde gestürzt. Trümmer des 120-Millionen-Euro teuren Apparats schlugen in den Pazifik ein. Die beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht verglühten Teile seien gegen 18.45 Uhr MEZ in den Ozean gefallen. Das sagte der Sprecher der russischen Verteidigungsministeriums Alexej Solotuchin nach Angaben der Agentur Interfax.

Einheiten der militärischen Weltraumaufklärung hätten den Absturz von Bodenstationen aus registriert, sagte Solotuchin. Nähere Angaben zum Ort machte er zunächst nicht. Russische Raumfahrt-Experten hatten Prognosen immer wieder korrigiert und zuletzt als möglichen Absturzort auch den Atlantik genannt. Eine Gefahr für Menschen in bewohnten Gebieten durch nicht verglühende Teile hatte als sehr gering gegolten, war aber nicht ausgeschlossen worden.

+++ Das Ende eines Irrflugs steht bevor +++

Die Sondentrümmer seien in den Südpazifik gefallen, präzisierte der Sprecher der Europäischen Weltraumagentur Esa in Darmstadt, Bernhard von Weyhe, mit Verweis auf weitere russische Quellen. Eine Expertengruppe um Prof. Heiner Klinkrad werte in der Nacht zudem noch genauere Daten aus Europa und den USA aus.

Nach Esa-Schätzungenen seien Trümmerteile von 200 bis 300 Kilogramm Gewicht durch die Erdatmosphäre gelangt. Von dem radioaktiven Kobalt in der Sonde gehe keinerlei Gefahr aus. „Es waren nur einige Mikrogramm (Millionstel Gramm) Kobalt in einem Messgerät“, erläuterte von Weyhe. „Das ist eine absolut unbedeutende Menge. Da kommt nichts Messbares unten an.“ Angesichts der natürlichen Radioaktivität ändere sich selbst die Strahlung im Einschlaggebiet nicht in nachweisbarer Größe.

„Pro Jahr fällt einige Dutzend Mal Weltraummüll auf die Erde, der nicht komplett in der Atmosphäre verglüht“, ergänzte von Weyhe. Normalerweise sei er aber kleiner. Die taumelnde Sonde „Phobos-Grunt“ habe erneut gezeigt, dass Europa ein koordiniertes europäisches Beobachtungssystem zur Datenerhebung im Weltall benötige. „Derzeit sind wir zu einem Großteil auf Daten des US-Militärs angewiesen“, sagte der Experte. Das künftige europäische System sollte enger vernetzte Daten liefern über Asteroiden in Erdnähe, die Sonnenaktivität und Weltraummüll.

Nach einem Fehlstart im November flog die tonnenschwere Marsmond-Sonde nicht in die gewünschte Richtung, sondern zog immer engere Kreise um die Erde. Die Giftstoffe im tonnenschweren Treibstoff-Tank sowie das radioaktive Kobalt in einer Menge von rund 10 Mikrogramm an Bord sollten nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos verbrennen oder verglühen. An Bord der Sonde waren auch Behälter mit Mikroorganismen, Mückenlarven, Krebstieren und Samen.

Demnach wurde die rund 13,5 Tonnen schwere Raumsonde beim Eintritt in die Atmosphäre von der Hitze zerrissen. Der Großteil der Fracht war Treibstoff für die auf zweieinhalb Jahre angelegte Mission zum Marsmond Phobos. Die Sonde enthielt auch Metallteile von insgesamt zwei Tonnen. Davon sollten zahlreiche einzelne Trümmer mit einem geschätzten Gesamtgewicht von 200 Kilogramm zur Erde fallen.

„Phobos-Grunt“ war am 9. November 2011 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet und sollte bis 2014 im All bleiben, den Marsmond Phobos erforschen sowie Proben mit zur Erde bringen. Wegen einer technisch bislang nicht vollständig geklärten Panne am Motor kam die Raumsonde aber nicht über die Erdumlaufbahn hinaus. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren hatte die Raumfahrtnation Russland nach zahlreichen Rückschlägen wieder international Eindruck machen wollen.