Raumfahrtbehörde hat ihre Prognose korrigiert: Die defekte Raumsonde “Phobos-Grunt“ soll in der Nähe von Chile in den Pazifik stürzen.

Moskau. Noch immer ist nicht sicher, wo genau sie zu erwarten ist: Die Raumfahrtbehörde in Moskau hat ihre Prognose kurz vor dem Absturz der defekten russischen Raumsonde "Phobos-Grunt“ erneut korrigiert. Vermutlich werde der 120-Millionen-Euro teure Apparat am Sonntag 19.51 Uhr MEZ in der Nähe von Chile in den Pazifik stürzen. Das gab Roskosmos auf seiner Internetseite am Sonnabend bekannt. Insgesamt gebe es jedoch ein großes Zeitfenster, nachdem "Phobos-Grunt“ auch erst am Montag abstürzen könne. Am Freitag war Roskosmos noch davon ausgegangen, dass die Sonde im Atlantik vor Argentinien einschlagen werde.

Es werde dennoch weiter keine Gefahr von nicht verglühenden Teilen erwartet, hieß es. Demnach kommt die tonnenschwere Marsmond-Sonde nach ihrem Fehlstart am 9. November nun der Erde immer näher. "Phobos-Grunt“ bewege sich in einer Höhe zwischen 174,2 und 149,7 Kilometern über der Erde. Der Eintritt in die Erdatmosphäre erfolgt nach russischen Angaben bei einer Höhe von 100 Kilometern. "Ein Einsatzkommando kontrolliert die Lage ununterbrochen“, teilte Roskosmos mit. Südlich einer Linie Dortmund-Göttingen-Bitterfeld liegen auch große Teile Deutschlands in der möglichen Aufschlagzone.

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Russische Experten hatten stets darauf hingewiesen, dass genauere Angaben erst kurz vor dem Absturz möglich seien. Eine Gefahr für Menschen in bewohnten Gebieten galt als sehr gering, wurde aber nicht ausgeschlossen. Die Giftstoffe im Treibstoff-Tank sowie das radioaktive Kobalt an Bord werden nach Angaben von Roskosmos verglühen. Demnach wird die rund 13,5 Tonnen schwere Raumsonde von der Hitze zerrissen beim Eintritt in die Atmosphäre. Die Sonde enthalte auch Metallteile von insgesamt zwei Tonnen. Davon könnten Trümmer zur Erde fallen.

"Phobos-Grunt“ war am 9. November 2011 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet und sollte bis 2014 im All bleiben und den Marsmond Phobos erforschen. Wegen einer technisch bislang nicht vollständig geklärten Panne am Motor blieb die Raumsonde aber in der Erdumlaufbahn stecken. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren hatte die Raumfahrtnation Russland nach Rückschlägen wieder international Eindruck machen wollen. (dpa)